Weißt du, was ein Siel ist? Also ich nicht. Zumindest habe ich keinen blassen Schimmer, als ich durch Carolinensiel schlendere und ein Schild „Deutsches Sielhafenmuseum“ sehe. Nichts wie hin, denke ich. Richtige Entscheidung, immerhin weiß ich jetzt, was ein Siel überhaupt ist.
Achtung, Schlaumeier-Alarm, und zwar neunmalklug: Der (oder auch das) Siel ist eine Deichschleuse oder ein unterirdischer Abwasserkanal. Es stammt vom altfriesischen „Sil“ und ist ursprünglich ein Gerät zum Seihen (na, besser?!). Der Siel ist meist Teil eines Entwässerungssystems des hinter dem Deich gelegenen Landabschnitts. An der Nordsee findest Du sehr, sehr häufig Orte, die auf -siel enden wie bspw. Carolinensiel, Harlesiel oder Horumersiel – adaptiv zum schwäbischen -ingen (Reutlingen, Balingen, Sigmaringen). Nachdem das geklärt ist, bist Du nun bestens vorbereitet für das Deutsche Sielhafenmusem – dort kannst Du gleich mit Deinem neu erworbenen Wissen glänzen. 🙂
Über das Deutsche Sielhafenmuseum
Das Deutsche Sielhafenmuseum zeigt die Geschichte des Lebens und Arbeitens zu Wasser und an Land in Carolinensiel, dem einstigen Knotenpunkt des Handelsverkehrs an der Nordseeküste. Im Großen und Ganzen besteht das Museum aus vier Bereichen: „Alte Pastorei – Schiffbau und Handwerk“ (hier findest Du die typischen maritimen Handwerksberufe eines Sielhafenortes wie Schiffbauer, Segelmacher und Schiffsschmied), „Kapitänshaus – Leben an Land“ (hier findest Du ein Kapitänshaus von 1803 sowie eine Hafenapotheke, eine Seemannskneipe, einen Laden und Seemannsmitbringsel aus fernen Ländern), „Groot Hus – Land und See“ (hier findest Du einen denkmalgeschützten Kornspeicher von 1840 mit vielen Mitmach-Stationen wie Schiffe beladen, Knoten knüpfen und Navigieren) sowie „Historische Rettungsstation an der Friedrichsschleuse“ (hier findest Du die erste Rettungsstation an der Friedrichsschleuse von 1910).
Groot Hus
Vor allem das „Groot Hus“ macht echt Laune, weil „Nur anschauen, nicht anfassen.“ nicht so mein Ding ist. Hier kannst Du an vielen Dingen ziehen, drücken und hebeln – Kind im Manne halt. Insbesondere Familien mit Kindern erleben das frühere Treiben an zahlreichen Stationen lebendig und begreifbar. Dazu gibt es wohl regelmäßig spannende Veranstaltungen und wechselnde Sonderausstellungen. Beliebt sein muss das Museum auf jeden Fall, schon vor 20 Jahren kommen rund 60.000 Besucher jährlich hierher.
Preise Deutsches Sielhafenmuseum
Die Eintrittspreise sind in Ordnung (fair wäre übertrieben, überteuert ebenso): Erwachsene zahlen 6 Euro, Kinder unter 16 Jahren in Begleitung Erwachsener kommen kostenlos (!) rein und Familien (2 Erwachsene plus Kinder) bezahlen 12 Euro. Wie so häufig, kann ich Dir das aber nur in Kombination mit einer Führung empfehlen, die für Erwachsene 2,50 Euro zusätzlich kostet. Für Senioren gibt es noch ein ganz besonderes Programm: Fliesen bemalen für 2 Euro. Lasse ich mal so stehen, während Du überlegst, ob das für Dich in Frage kommt. Geöffnet hat Deutsches Sielhafenmuseum täglich von 10 bis 18 Uhr, allerdings nur in der Sommersaison von April bis einschließlich Oktober.
Führungen Deutsches Sielhafenmuseum
Hier findest Du die angebotenen Führungen, falls Du zufälligerweise (und nicht so wie ich genau dann, wenn nichts stattfindet) zum entsprechenden Termin in Carolinensiel bist:
– freitags, ab 15.30 Uhr, ca. 90 Minuten, nur in der Sommersaison
Du erhälst grundlegende Infos über das Sielhafenmuseum und seine Ausstellungsbereiche Schifffahrt, Küste und Leben an Land. Falls Du dich einer Gruppe anschließen kannst, dann tu das: für die gibt es in der Schifferkneipe des Kapitänshauses Tee und Gebäck 🙂
– sonntags, 11 Uhr, ca. 60 Minuten, ganzjährig
Es geht durch das historische Carolinensiel, ortskundige Infos inklusive.
– mittwochs, 11 Uhr, ca. 60 Minuten, ganzjährig
Es geht nach Harlesiel und dort gibt eine nordseetypische Hafenführung. Treffpunkt ist in Harlesiel am Schiffsbug JOS 07 „Goldene Linie“.
Empfehlung?
An sich schon. Was aber auch daran liegt, dass es in der Gegend rund um Carolinensiel und Harlesiel nicht viel andere Optionen gibt. Die Geschichte um Maritimes und Co. ist schon sehr interessant, aber eben auch recht trocken. An einigen Stationen lässt sich das zwar interaktiver erleben als nur vor einer Schautafel, aber so richtig tagfüllend ist es leider nicht. Schau es dir an, wenn du sowieso Urlaub an der Nordsee machst, aber erwarte nicht zu viel. Immerhin weißt du (spätestens) danach, was ein Siel ist und kannst daheim damit angeben. 🙂