Herbert Mayer ist der Burner. Er brennt Schnaps in seinem Laden. Völlig legal natürlich. Als „Schnapsbrenner von Eichstätt“ trägt er die Verantwortung, dass die feierwilligen Franken Oberbayern fröhlich bleiben.
Vor der Schnapsprobe höre ich Stimmen aus dem Off: „Wenn du dich von A bis Z durchprobieren willst, dann fang am besten bei den Likören mit weniger Prozent an und arbeite dich zu den Klaren durch.“ Herausforderung angenommen, läuft, hicks.
Die Stimmung in Herberts kleinem Ladengeschäft ist ausgelassen. Warum wohl!? 🙂 Der Schnapsbrenner von Eichstätt leitet in dritter Generation den Familienbetrieb „Weine und Liköre Gustav Mayer Eichstätt“. Den gibt es bereits seit 1840 (den Laden, nicht Herbert).
„Herr Ober, 5 Halbe, 2 Korn.“
Der Destillateurmeister erfindet mit seinen damaligen Studienfreunden diese „alkoholische Eselsbrücke“, um sich die chemische Formel für Ethanol besser merken zu können. Rückwärts bzw. richtig gelesen ergibt sie C2H5OH, also Alkohol.
Hinten im Laden wird gebrannt: satte 150 Liter passen in einen Kessel. Klingt nach ner Menge, aber ein Brand dauert 3,5 Stunden, also schafft Herbert „nur“ drei Brände am Tag. Dafür braucht er rund 500 kg Früchte täglich (!). Deshalb schmunzelt er, wenn manch Gartenbesitzer mit drei kleinen Eimern Früchte zum Brennen antanzt. „Das ist wie wenn jemand mit zwei Zwetschgen ankommt und sagt: Mach da mal ein Zwetschgendatschi draus.“
„Der Destillationsvorgang geht bei 78 bis 100 Grad vonstatten, weil Wasser ab circa 100 Grad verdampft. Wenn es zu heiß wird, wird es destilliertes Wasser.“ Zudem haben verschiedene Alkoholarten verschiedene Siedepunkte, Früchte schmecken auch nicht jedes Jahr gleich und der Härtegrad des Wassers trägt auch seinen Teil dazu bei. Schnaps brennen ist echte Rocket Science. Das zeigt sich auch in der Ausbildung. Während „normale“ Gesellen nach drei Jahren zur Meisterprüfung antreten, ist das beim Destillateur erst nach zehn Jahren der Fall. Und dann auch nur an einer einzigen Uni in Deutschland, der TU Berlin.
Ziemlich interessant: Wenn auf einem Etikett 40% vol steht, dann darf der Inhalt nicht weniger als 40% vol haben. Allerdings auch nicht mehr als 40,3% vol. Das macht die Arbeit für Destillateur Herbert zu einer verdammt knappen Angelegenheit.
Bei Spirituosen gibt es zwei große Richtungen: Wasser und Geister. Den Unterschied kenne ich nicht. Herbert klärt auf: „Für ein Wasser nehme ich stark zuckerhaltige Früchte. Durch die Vergärung gewinne ich aus der Frucht den Alkohol.“ Wasser? Damit meint er natürlich sowas wie Kirschwasser. Dachte schon, er macht messias-artig Schnaps aus Wasser. Geister entstehen aus aromatischen Früchten mit weniger Zucker. Einfach ausgedrückt: Wässer sind süß, Geister sind klar 🙂 Beim Wasser (Anm.: Er meint immer noch den Schnaps) heißt der Vorgang brennen, bei den Geistern destillieren. Schnapsiges Wasser und Brände sind übrigens das gleiche. Puh, immer noch Rocket Science.
Der Schnapsbrenner von Eichstätt hat nur zwei Flaschengrößen im Angebot, was die Entscheidung für mich ziemlich einfach macht: klein (0,35 l) gibt es für 10 bis 12 Euro, groß (0,7 l) für rund 20 Euro. Der Renner ist Wald-Himbeer-Geist: „Den kennt so ziemlich jeder in der Gegend.“
Fazit Schnapsbrenner von Eichstätt
Was soll ich sagen?! Neben Autos ist Alkohol des Deutschen liebstes Hobby. Stelle ich einfach mal so in den Raum. Falls du in der Gegend bist, dann schau bei Herbert vorbei und lass dir ein, zwei Schnäppes empfehlen. Und kauf auch gleich einen. Welcher sein Lieblingsschnaps ist, will er nicht verraten. Spielt aber auch keine Rolle. Herbert ist mit Liebe und Leidenschaft zur Materie dabei. Und er sorgt dafür, dass alle fröhlich bleiben 🙂
Mein Tipp: Hat dieses Mal nichts mit Urlaub oder Reisen zu tun, sondern mit Schnaps. Solltest du selbst mal brennen (lassen) wollen, dann kannst du deine frechen Früchtchen bei Herbert abgeben. In diesem Fall geht der Alkohol allerdings auf dein Konto, nicht auf seins – aufs Brennkonto, um genau zu sein. 50 Liter reiner Alkohol pro Jahr stehen dir laut Deutschem Brennrecht zu. Die musst du allerdings beim Zollamt melden und bestätigen, dass die Früchte aus deinem eigenen Garten stammen und nicht aus dem vom Nachbarn 🙂
Eichstätt liegt in Oberbayern, nicht in Franken 😉
Der Waldhimbeerlikör ist mein Favorit.
Liebe Grüße aus Eichstätt
Ich Banause. Da habe ich wohl sämtliche Bayern in einen Topf geworfen. Sorry 🙂