Steil, steiler, Festung Hohentwiel. Bin ja echt nicht lauffaul, aber während des Aufstiegs Richtung Burg bleibe ich das eine oder andere Mal gerne stehen. Was auch an den Unmengen Bärlauch am Wegesrand liegt: „Bärlauch-Pesto selber machen, das wäre doch mal was Feines…“
Hm, wir kommen vom Thema ab. Der Weg zur Festung Hohentwiel ist im Nachhinein betrachtet doch nicht ganz so steil wie in jenem Moment gefühlt, aber der Abstieg umso mehr.
Auf einer Festung gibt es nunmal keine betonierten Wege, daher machen festes Schuhwerk und ein sicherer Stand auf alle Fälle Sinn 🙂
Zurück zu den Emotionen: Es ist immer wieder beeindruckend, welch eine Faszination ein paar steinerne Gerippe und Burgtürmchen ausüben.
Besonders beeindruckend sind die unterirdischen Katakomben, in denen es plötzlich sehr schnell dunkel und sehr schnell lautlos ist. Blair Witch lässt grüßen. Was haben Horrorfilme eigentlich aus einem gemacht, dass man beim kleinsten Ansatz völliger Dunkelheit immer damit rechnet, dass man gleich von links oder rechts von irgendwas Unbekannten angegriffen wird…?
Ich überlebe das Szenario und bin weiterhin beeindruckt von dieser ganz eigenen Welt, die damals hier geherrscht haben muss.
So ein Leben in der Burg hat irgendwie was von Goldenem Käfig und so. Naja, im Hier und Jetzt genieße ich die wunderbare Aussicht über die gesamte Landschaft rundherum und lasse mich dabei auch nicht vom Gegröle eines weiblichen Mittvierziger-Kegelvereins stören.
Festung Hohentwiel ist offensichtlich ein beliebtes Ziel für lebenslustige Spaßtouristen. Prost, die Damen!
Was ist Festung Hohentwiel überhaupt?
Die Festungsruine Hohentwiel bei Singen ist eine der größten Festungen in Deutschland und ist einst Residenz der Herzöge von Schwaben und württembergische Landesfestung. Kein Wunder, denn beim Aufstieg bietet sie einen atemberaubenden Panoramablick über den Bodensee bis zu den Alpen.
Eine Sache, die Du definitiv nicht übersehen kannst, ist der Vulkankegel, ein ehemaliger Vulkan mit seltenen Tieren und Pflanzen. Vor etwa 9 Millionen Jahren ist der gesamte Hegau eine Landschaft von Vulkanen. Zur Eiszeit wird der äußere, weichere Tuffstein des Vulkankegels abgetragen, so dass nur der steil aufragende Fels des Hohentwiel stehenbleibt: Nun steckt er im Krater wie ein Korken in der Weinflasche. Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten sind auf dem mehr als 100 Hektar großen Gelände des Hohentwiel zu finden, darunter Falken, Schmetterlinge sowie bedrohte Bienenarten.
Festung Hohentwiel ist aufgebaut aus mehreren Ebenen: das untere Burgtor (das sogenannte Alexandertor), die Oberburg mit dem Fürstlichen Haus, die Kaserne und der Kirchturm als höchste Spitze. Geschützt und gesichert ist das rund 9 Hektar große Festungsgelände einst durch steil abfallende Felsen sowie durch gewaltige Festungsbauwerke. Aber nicht nur der mächtige Wohnbau der Fürsten, die Unterkünfte für die Besatzung und die imposanten Verteidigungsanlagen gehören zur Festung, sondern auch das Umland.
Ob herzogliche Besucher oder die Soldaten und ihre Familien – alle müssen einst mit Holz, Getreide und Wein versorgt werden. Daher gibt es neben der eigentlichen Festung oben auf dem Felsen eine Vorburg auf halber Höhe und einen Gutshof unten im Tal, die sogenannte Domäne.
Eintrittspreise Festung Hohentwiel
Auch auf einer Burg oder Burgruine oder Festungsruine (nenn‘ es, wie Du willst) entfällt in der Regel Wegzoll – egal in welchem Jahrhundert. So auch für Festung Hohentwiel: Erwachsene zahlen 3,50 Euro, Ermäßigte (Kinder ab 6 Jahre, Schüler, Studenten bis 28 Jahre etc.) 1,80 Euro und Familien 8,80 Euro. Das gilt allerdings nur für die Burg selbst.
Wenn Du eine Führung mitmachst (was ich dir wärmstens empfehle), werden nochmal zusätzlich 3 Groschen fällig. Apropos Führung, die finden nur von April bis Oktober statt, nur sonntags und an Feiertagen und das auch nur jeweils um 11 und 14 Uhr. Dementsprechend solltest Du deinen Besuch auf Hohentwiel planen.
Auch hinsichtlich den Öffnungszeiten: In der Hochsommer-Saison (April bis September) kannst du Festung Hohentwiel von 9 bis 18.30 Uhr besichtigen, bis Ende Oktober von 10 bis 17 Uhr und während der Wintermonate (November bis April) nur noch von 11 bis 15 Uhr.
Fazit Festung Hohentwiel
Hm, ist schwierig in einem Satz zu formulieren. Festung Hohentwiel lohnt sich auf alle Fälle, eine Führung ist ein absolutes Muss. Ich schwanke nur ein wenig, das mit einem klaren Ja zu beantworten, weil es halt sonst nicht viel in der Gegend gibt. Ich denke, nur der Festung wegen extra nach Singen zu fahren, ist vielleicht ein wenig übertrieben. Dazu ist in der Stadt selbst zu wenig geboten. Und für ein ganzes Wochenende reicht die Gegend meiner Meinung nach nicht aus. Kompromiss: Wenn Du bspw. Urlaub am Bodensee machst, dann plane bei der Rückfahrt 2 bis 3 Stunden zusätzlich ein und lege einen Zwischenstopp an der Festung Hohentwiel ein. Am besten so, dass es zeitlich für eine Führung reicht. So hast Du ’nen gediegenen Abschluss, noch was für die Allgemeinbildung getan und alle sind zufrieden. Falls Du dann sogar ’nen Bund Barläuch mitnimmst und daraus selber Bärlauch-Pesto machst, kannst Du dich nebenbei noch mit Deinen Freunden und Nachbarn gut stellen. Und mit mir 🙂
Dass es in Singen außer dem Hohentwiel nicht viel gibt, kann ich so nicht stehen lassen. Die Scheffelbrücke (die teuerste Brücke der Welt), das MAC Museum Art & Cars, das Gelände der Landesgartenschau 2000 zum Schlendern, das Hegau-Museum, eine Lenk-Skulptur in der Innenstadt, jede Menge Kunst im öffentlichen Raum. Und das ist jetzt nur in Singen selbst.
In der direkten Umgebung gibt’s neben dem Hohentwiel noch weitere Hegauberge (Hohenkrähen, Mägdeberg, Hohenstoffeln, Hohenhewen, Hohenfriedingen – z.T. ebenfalls mit schönen Ruinen) oder die laut Volksmund «schönsten Städte der Welt» (Engen, Tengen, Blumenfeld). Innerhalb einer guten halben Stunde mit Öffis oder Auto zu erreichen sind Perlen wie Radolfzell, Aach oder Konstanz. Die Höri mit dem pittoresken Stein am Rhein. Der Rheinfall bei Schaffhausen. Alles da.
Der Hohentwiel ist sicher das Highlight, aber es gibt noch jede Menge mehr. 😉