„Früher war alles besser!“: klassische Stammtisch-Parole, auch in Sachen DDR. Soll ja Menschen geben, die sich diese Zeit zurückwünschen. Als ich den Tränenpalast in Berlin besuche, frage ich mich ernsthaft, warum.
Ziemlich befremdlich wirkt die original Schleuse, die einst als Grenzübergang von Ost nach West dient. In der recht engen Kontrollstelle checken Grenzbeamte damals Ausweise, Visum und Geld. Falls alles klar geht, summt die Tür und der Weg zum Bahnhof Friedrichstraße steht offen. Beklemmendes Gefühl, bei der Ausreise mittendrin statt nur dabei zu sein.
Koffergeschichten
Die Ausstellung im Tränenpalast ist mega fesselnd, obwohl ich mit dem Thema DDR kaum Berührungspunkte habe. Vor allem die „Koffergeschichten“ erzählen spannende Schicksale von Menschen, die einst aus der DDR flüchten. Die Bilder von Freund-Feind-Flucht laden die entsprechende Geschichte verdammt emotional auf. Ab und zu atme ich tief durch und schlucke schwer.
Der Name Tränenpalast kommt – wenig überraschend – davon, dass die meisten DDR-Bürger damals keine Reisefreiheit haben und deshalb ihre Liebsten unter Tränen in den Westen verabschieden. Erst seit 2011 dient der Tränenpalast als Museum über den sogenannten „Alltag der deutschen Teilung“.
Bildergalerie
Öffnungszeiten: Montags ist der Tränenpalast dicht, dienstags bis freitags von 9 bis 19 Uhr offen, feiertags und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Rund 1,5 Stunden werden dir locker reichen, dann hast wirklich alles gesehen und durchgelesen. Grenzpfosten, echtes Stück Berliner Mauer und Spionage-Gedöns werden dabei nicht fehlen.
Eintritt frei!
Fast zu schön, um wahr zu sein. Der Eintritt in die tränenden Hallen ist kostenlos, Gratisnutzung der Toiletten inklusive. Falls du dich für eine Führung interessierst (nicht auf den Toiletten!), bietet das Programm sogenannte „Begleitungen“ zu Themen der Dauerausstellung. Welche tränigen Veranstaltungen noch stattfinden, checkst du am besten hier.
Fazit Tränenpalast Berlin
Der Berliner Tränenpalast ist ein locker-flockiges Ausflugsziel für zwischendurch. Locker-flockig allerdings nicht inhaltlich, sondern weil Eintritt, Garderobe, App, Audioguide und Toiletten kostenlos sind. Inhaltlich geht es volle Lotte an die Substanz, sobald du dich in die DDR-Flüchtlinge reinversetzt. Spätestens dann kann ich das Gefühl, warum sich manche Leute nach der Mauer sehnen, absolut nicht nachvollziehen.
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Etwas mehr unterhaltsame Spionage und weniger Geschichtskost zeigt das Deutsche Spionagemuseum am Potsdamer Platz (> zum Blogartikel). Mehr Natur findest du im Berliner Naturkundemuseum (> zum Blogartikel), und meine persönliche Empfehlung ist eine Führung durch den ehemaligen Flughafen Tempelhof (> zum Blogartikel).