Hank ist Bühnenbildner für die Erfurter Domstufenfestspiele und quasi Dompteur in der Theatermanege. Welch ein Zirkus, alle Beteiligten, den eigenen Anspruch und die Zuschauer zufrieden zu stellen.
„Solche Dimensionen gibt es nirgends, nicht einmal an der Mailänder Scala“, so Bühnenbilder Hank Irwin Kittel über den „Troubadour“. „Fast 50 Meter breit und 9 Meter hoch ist die Bühne. So etwas ist nur im Freien möglich.“ Hank, dessen Name an sich schon ein Kunstwerk ist, bastelt am Theater in Erfurt fleißig am Bühnenbild für die Erfurter Domstufenfestspiele.
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- Sein Kampf
- Achtung, Geschmackspolizei!
- Worum geht es? Der Troubadour in Kurzform
- Fazit: Erfurter Domstufenfestspiele
„Richtig stressig ist die Schlussphase kurz vor der Premiere.“ Hank vergleicht sie mit einem Marathon: „Wenn du die letzten zwei Kilometer keine Power mehr hast, kommst du nicht ins Ziel. Du brauchst auf jeden Fall Energie für den Schlussspurt, sonst gehst du ein.“ Seit mehr als 20 Jahren findet das Open-Air-Spektakel auf bzw. vor den 70 Stufen des Erfurter Doms statt. Die Kulisse lockt Jahr für Jahr rund 30.000 Zuschauer aus aller Welt in die Hauptstadt Thüringens.
Sein Kampf
Mittendrin steckt „Dompteur“ Hank. Wie in jedem handelsüblichen Job, liegt auch er mit seinen Kollegen ab und an im Clinch. Schuld daran ist ein gewisser Hang zum Perfektionismus. „Ein hervorstehender Metallfuß ist ein Punkt, mit dem man gerne mal aneinander geraten kann. Die einen sagen, das sieht ja eh keiner. Aber ich sehe es anders. Wenn ein Zuschauer beispielsweise ein Gerüstteil an einem Torbogen sieht, dann ist derjenige erstmal eine Weile raus aus dem Stück. Das ist nicht mein Anspruch.“ Doch das ist nur ein kleiner Teil des Domstufenfestspielkampfs…
…schlimmer ist die Phase, in der es darum geht, Ideen der hauseigenen Werkstatt zu verkaufen. „Die sagen oft, das ist zu groß, zu teuer, zu aufwändig. Und Budget und überhaupt. So ein Prozess zieht sich gerne mal über viele Wochen.“ In der Regel arbeiten Bühnenbildner an mehreren Bühnenbildern für verschiedene Werke. „Dann sitzt du in einem Stück und musst dir über ein anderes Stück Gedanken machen. Echt nervenaufreibend!“
Achtung, Geschmackspolizei!
Als Bühnenbildner ist es ganz hohe Kunst, verschiedene Stellen zu bedienen. Zunächst kommen vage Ideen von der Regie, wie sie sich den Look der Erfurter Domstufenfestspiele vorstellt: Zeit, Epoche, Elemente. Dann folgen technische Gegebenheiten wie Beleuchtung, Ton, Video-Monitoring. Und dann sind da auch noch die künstlerischen Leiter am Erfurter Theater zufrieden zu stellen, die Intendanten. „Sie sind die Geschmackspolizei“, so Hank.
„Isch ’abe fertig!“ Obwohl Giovanni Trapattoni mit den Erfurter Domstufenfestspielen wenig zu tun hat, muss ich kurz an ihn denken. Die kleinen Schildchen mit der Aufschrift „Fertig!“ signalisieren der Theatercrew, dass Elemente verfügbar sind. Gefällt mir. So eins brauche ich für mein heimisches WC. 🙂
Kurzer Abriss der Troubadour-Story
Der Troubadour, der im Original „Il trovatore“ heißt, ist eine Oper von Giuseppe Verdi. Die Handlung spielt in Biscaya und Aragonien zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Der Plot in aller Kürze: Ein Graf liebt eine Gräfin. Sie hat allerdings einen Nebenbuhler, der ihr gerne mal ein Ständchen trällert. Ein Troubadour eben. So erhält er den Liebeszuschlag. Die beiden Herren battlen nun um die große Liebe. Klassiker! Wie es ausgeht, schaust du dir bei den Erfurter Domstufenfestspielen am besten selbst an.
Wann der 56-Jährige seine Theaterschuhe an den Nagel hängt, steht noch in den Sternen. Getreu dem Klassiker „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel“ beginnt Hank nach Ende der aktuellen Domstufenfestspiele mit der Bühnenbild-Planung für die nächsten. „Bei normalen Stücken ist es auf ein halbes Jahr komprimiert, hier zieht es sich in der Regel etwas länger hin“. So kannst du dich jetzt schon auf die Festspiele 2018 freuen.
Fazit Erfurter Domstufenfestspiele
Leider schaffe ich es aus zeitlichen Gründen nicht, mir die Erfurter Domstufenfestspiele live und in Farbe anzuschauen. Dafür bekomme ich einen tollen Blick hinter die Kulissen, wie und wo wichtige Elemente für den „Troubadour“ entstehen. Bühnenbildner Hank ist mit Leidenschaft bei der Sache und auf bzw. hinter der Bühne voll in seinem Element. Im nächsten Jahr versuche ich, an einen Platz im Publikum zu kommen um mich persönlich von der Wirkung des Bühnenbildes zu überzeugen. Bis dahin hat der „Dompteur der Erfurter Domstufenfestspiele“ sicherlich noch ein paar Leute zu zähmen. 🙂
Mein Tipp: Falls es dich in nächster Zeit eher nach Berlin statt zu Erfurter Sehenswürdigkeiten zieht, dann gönn dir eine Show im Friedrichstadt-Palast. Mira ist dort Kostümbildnerin und schneidert mit Stardesigner Gaultier an „The One Grand Show“.
Dein Deutschland-Reiseblog #1 ist bei diesem Reiseziel unterstützt durch Erfurt Tourismus, aber keine Sorge: Es ist meine persönliche Meinung!