Auch wenn Europa in Sachen Religion, Politik und Sport unterschiedliche Wege geht, so ziehen wenigstens die Kulturhistoriker an einem Strang. Der Europäische Kulturpark im Saarland ist dafür ein frEUdiges Beispiel.
Obwohl es bis zur deutsch-französischen Landesgrenze nicht weit ist, komme ich selten in die Ecke. Das Saarland bleibt für uns Baden-Württemberger oft ein jungfräulicher Fleck auf der Landkarte. Na denn, auf zur Wissensbildung!
Tod der Fürstin
Keine Sorge, das ist kein Aufruf zum Meuchelmord an Gloria oder Charlene. Der Tod einer keltischen Fürstin und ihr original (Leichen-)Fundort machen aus dem Kulturpark einen Publikumsmagneten: rund 50.000 Besucher pilgern jährlich zum Fürstinnengrabhügel.
Da du außer einer Infotafel und dem Hügel selbst draußen nicht viel siehst, haben die Kulturpark-Macher ein unterirdisches Show-Keltengrab ausgehoben. Dort erlebst du mit Wow-Effekt eine Nachbildung der ruhenden Fürstin sowie ihre goldig-goldenen Grabbeigaben.
Ein Königreich für ein Pferdchen
Was auf dem ersten Foto nach ägyptischer Handwerkskunst aussieht, ist das sogenannte keltische Pferdchen von Reinheim. Es wirkt ziemlich groß (Foto 1), ist aber im Original ziemlich klein (Foto 2). Auf die Größe kommt es auch bei der Grabfigur an, deren Ausmaße der Archäologe dahinter mit seinen Fingern andeutet.
So unbedeutend groß die Goldfigur mit den Bratpfannenhänden auch sein mag, so bedeutend groß ist sie für die deutsch-französische (Kultur-)Freundschaft. Der Europäische Kulturpark Bliesbruck/Reinheim/Gersheim ist nämlich das Projekt einer gemeinsamen Stiftung.
Es lebe Europa
Ein europäischer Kulturpark wäre wohl nur ein deutscher Kulturpark, wenn er nicht grenzübergreifend auch in Frankreich liegen würde. Das erkennst du schnell an zweisprachigen Schildern und Infotafeln. Im deutschen Teil befinden sich Keltendorf, römische Palastvilla und Taverne.
Vive la France
Der französische Teil widmet sich eher den schönen Dingen des Lebens. Römische Thermen bzw. deren Überreste finde ich persönlich ziemlich faszinierend. Was sich die cäsar-ischen Sportsfreunde damals ausdenken, planen und bauen – da könnte sich manch Großprojekt eine Scheibe abschneiden.
Der französische Teil des Europäischen Kulturparks liefert dir vorwiegend Teile eines sogenannten römischen vicus, einer Art Kleinstadt. Neben dem Fürstinnengrab sind die Thermenanlagen und das Informationszentrum meine Lieblinge im Kulturpark.
Die Öffnungszeiten sind gut zu merken: das Freigelände ist das ganze Jahr über kostenlos zugänglich, die Ausstellungen hingegen „nur“ in der Sommersaison (10 bis 18 Uhr). Eintritt dafür kostet schlappe 5 Euro/Erw., und die Tickets sind sowohl im deutschen als auch französischen Teil gültig.
Bewertung Europäischer Kulturpark
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob und wieviele Museen es in Deutschland gibt, die zum Teil in einem anderen Land liegen. Spielt aber auch keine Rolle, denn es gefällt mir, dass „auf der anderen Seite“ plötzlich andere Straßenschilder, Infotafeln und Toilettenbeschriftungen sind. Aufgrund dieser Größe brauchst du halt aber auch eine Weile: rund drei Stunden würde ich dir empfehlen. Europa at its best! 🙂
Mein Tipp: Das Biosphärenreservat Bliesgau, wie sich diese Naturlandschaft im Saarland nennt, hat neben römischen Ruinen auch natürliche Natur zu bieten. Wie wäre es mit einer „Kulinarischen Wanderung“? Oder mit einer Kaffeepause im nur 6 km entfernten Herbitzheim. Im Café Saisonal bringt Chefin Gabi vorwiegend Früchte und Kräuter aus dem Café-Garten auf den Tisch. Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist etwa eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Ob sich diese Sehenswürdigkeiten für dich lohnen?
Dein bester Reiseblog über Deutschland ist bei diesem Ausflugsziel unterstützt durch das Bliesgau, aber ich kann dich beruhigen: Es ist meine Meinung!
Oh. Erst durch das Saarvenir wurde ich auf den Park aufmerksam.
Jetzt mit dem D-Ticket kann man auch solche tollen Dachen besuchen.
Gibt es einen ÖPNV bis dahin.
Vielleicht für Ortsunkundige eine Info einbauen.
Danke.
Liebe Elfi, danke für deine Nachricht. Der Beitrag entstand schon weit vor dem Souvenir und dem D-Ticket, aber ich hoffe, dass du auch so hin findest. 🙂 LG Jan P.S.: Meiner Erinnerung nach war eine Bushaltestelle fast direkt vor dem Eingang, aber nagel mich bitte nicht drauf fest.