Die ersten Gefühle, die mich auf dem Weg zum Kanzlerbungalow ereilen, sind Freude, Ehrfurcht und Neugierde. An und für sich ne gute Mischung. Aber hey, warum ich freue ich mich darauf? Ist doch was Politisches und Politik ist eigentlich nicht mein Ding.
Bungalow, der: eingeschossiges Wohnhaus mit flachem oder flach geneigtem Dach. Oder in der DDR: kleines im Grünen gelegenes Wochenendhaus. So definiert das der Duden. Bezogen auf den Kanzlerbungalow in Bonn gibt es aber noch viele andere kuriose Bezeichnungen.
Der Kanzlerbungalow gilt als „Wohnzimmer der Mächtigen“ und ist ehemaliges Wohn- und Empfangsgebäude der Bundeskanzler, andere nennen es spöttisch „Hundehütte der Macht“. Apropos Macht, der Wohnbereich macht schon was her, oder? Freunde, die Du hier empfängst, bleiben sicherlich ne ganze Weile Deine Freunde 🙂
Beim ersten Blick aus dem Wohnzimmmer fühle ich mich sicher, schließlich ist der Außenbereich durch eine schussfeste Scheibe vor Scharfschützenangriffen sicher. Beim zweiten Blick allerdings weniger: die Scheibe hat nämlich ne Menge Risse, so dass ein gezielter Schuss vom Ufer gegenüber vermutlich fatale Auswirkungen hat. Öhm, ich muss weg 🙂
Wenn ich mir vorstelle, wie diverse Kanzler u. a. Helmut Kohl mit seiner Hannelore hier zugange sind, überkommt mich eine Mischung aus belustigt, fasziniert und angewidert. Aber ok, irgendwie müssen die kleinen Kanzler und Kanzlerinnen ja zustande kommen.
Video: 3 Fragen an…
„Sechs Stöße Brust, Purzelbaumwende, sechs Stöße Rücken“ und zwar „täglich“ macht Kurt Georg Kiesinger hier in seiner Zeit als Bundeskanzler (1966 bis 1969).
Obwohl der Pool ziemlich überschaubar ist, finden die Medien während Ludwig Erhards Zeit hier (1963 bis 1966) sarkastische Bezeichnung für das unnütze Goodie: „Ludwigslust“, „Palais Schaumbad“.
Als unnütz bezeichnen „einfache Leute“ wie Du und Ich vermutlich auch den Tafelsilberschrank. Mehr als 30 verschiedene Messer, Gabel und Löffel sorgen bei Tisch einst für das Wohlbefinden der wichtigen Gäste. Ich wusste bislang nicht, dass es überhaupt so viel unterschiedliches Besteck gibt.
Der Arbeitsplatz der Bundeskanzler sieht weniger spektakulär aus als erwartet: es ist recht klein, in ziemlich dunklem Holz gehalten und versprüht den sympathischen Charme eines Wartezimmers beim Arzt.
Was es mit dem Schaukelpferd auf sich hat und warum es heute immer noch hier steht, verrate ich Dir an dieser Stelle nicht. Sonst hast Du ja keinen Grund mehr, den Kanzlerbungalow zu besichtigen und das wäre äußerst schade 🙂
Auf dem Weg durch den Garten zum Kanzlerbungalow hast Du einen schönen Panoramablick auf die Villa Hammerschmidt. Das sogenannte „Weiße Haus am Rhein“ ist einst gesellschaftlicher Mittelpunkt von Bonn. Heute ist das Gebäude für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Der Besuch im Kanzlerbungalow ist nur mit einer Führung möglich. Bevor es soweit kommt, ist allerdings ne Menge Bürokratie erforderlich: Du musst dich am Eingang mit Name, Vorname und Postanschrift in ne Anmeldeliste eintragen (Hello NSA :-)) und Deinen Perso mitführen. Als Einzelbesucher kannst Du den Kanzlerbungalow sonntags um 14 oder 15 Uhr besichtigen.
Fazit Kanzlerbungalow Bonn
Der Kanzlerbungalow in Bonn ist ein Stück Geschichte, dass ich Dir auf jeden Fall empfehlen kann. Durch die Führungszeiten bist Du ohnehin gebunden, daher kannst Du einen Besuch fest einplanen. Obwohl es um Politik geht. Mach es zu Deinem Ding 🙂
Dieser Artikel ist unterstützt durch Bonn Region, die mir dieses Reiseziel kostenlos ermöglichen. Falls Du deshalb einen Verlust an Glaubwürdigkeit befürchtest, dann kann ich Dich beruhigen: Dieser Artikel stellt meine persönliche Meinung dar!
Super! Aber das Schaukelpferd habe ich bei all meinen Besuchen bisher noch gar nicht wahrgenommen 🙁 Hast du auch die herausfahrbare Wand entdeckt? Alles in allem sehr sehenswert und für damalige Verhältnisse sicher sehr ausgefallen.
Yay! Schöner Rückblick zu unserem Besuch in Bonn. Kleine Frage: Wer ist denn die junge Dame in Deinem Video? Das deckst Du gar nicht auf 😉
Du hast Recht. Ich sollte mal an meinen Videonamenseinblendungen arbeiten. Im YouTube-Beschreibungstext steht es brav drinne, aber wer liest den schon?! 😉