„Mundloch“ heißt die kleine Öffnung, die als Eingang oder Einfahrt in den Bergstollen Lautenthals Glück dient. Dabei stelle ich mir die klassische Rein-Raus-Frage: Wenn das, was in den Berg hineinführt, Mundloch heißt, wie nennt man dann das, was wieder aus dem Berg herausführt?
Zwei Sachen unterschätze ich mächtig, als sich die kleine Grubenbahn in Bewegung setzt und auf die schmale Öffnung im Berg (also das Mundloch) zurollt: Zum einen macht es sehr wenig Sinn, das tiefe Innere eines Berges mit Sommerkleidung erkunden zu wollen (es hat gefühlte -5 Grad, tatsächlich sind es kuschelig „warme“ +5 Grad) und zum anderen ist es ziemlich beklemmend, wenn plötzlich KEIN Licht mehr am Ende des Tunnels zu sehen ist. Nach der Fahrt in das historische Silberbergwerk, die länger dauert als erwartet, bin ich gefühltermaßen am Erdkern angekommen. Stelle ich mir irgendwie wärmer vor. Egal, die kurze Hose sitzt, aber die Frisur leider nicht mehr, weil Helmpflicht und so.
Einfahren
Übrigens: Bergleute sprechen immer von „Fahren“, egal wie sie sich im Berg fortbewegen. Schon wieder was gelernt. Und es kommt noch was: „Um an 1 Gramm Silber zu kommen, muss man 1 Tonne Gestein abbauen“, erklärt der Grubenführer. Uff! Betörend ist aber nicht nur diese Information, sondern auch der unglaubliche Lärm der „Gesteinsabbaumaschine“ (hätte wohl genauer hinhören sollen, wie das Gerät tatsächlich heißt), als der Grubenführer sie demonstrativ laufen lässt. Nach so vielen Eindrücken und Informationen bin ich erst einmal bedient. 🙂
Tradition
Im Bergbaumuseum Lautenthals Glück, einer der ältesten noch befahrbaren Gruben in der Region Oberharz, kannst Du die Tradition der Bergleute und des Bergbaus lebendig erleben. Highlight ist natürlich die Grubeneinfahrt in den Stollen: Vom Grubenbahnhof über Tage fährst Du mit dem Grubenführer durch den Tiefen-Sachsen-Stollen zum untertägigen Grubenbahnhof und von dort über drei Sohlen zur historischen Silbergrube. Dabei gibt es vom Grubenführer einen anschaulichen Einblick in den historischen Bergbau im Oberharz.
Nicht nur Stollen
Das gesamte Gelände hat mehr zu bieten als „nur“ den Stollen: Neben dem ehemaligen Zechenhaus und dem ehemaligen Kraftwerk findest Du das eigentliche Bergbaumuseum, Mundlöcher (die Öffnung, wo Du in den Berg hineinfährst) sowie einen echten Förderschacht.
Die sogenannte Erzschiffahrt ist kurios: „Vor rund 100 Jahren wurde die Oberharzer Erzschifffahrt noch – sagen wir mal – professionell betrieben“, so der Grubenführer. Kaum zu glauben, denn für mich wirkt die „Schiffskontruktion“ eher so, als ob sie extra für Besucher gebaut worden wäre. In einem historischen Wasserlösungsstollen erlebst Du am eigenen Leib, wie anstrengend die Arbeit der Bergleute einst ist. Du stellst dich auf den sogennanten Erzkahn und ziehst dich mithilfe eines Seils über das Wasser. Mehr als 100 Meter geht die Strecke auf der schiffbaren Wasserstraße unter Tage. Anstrengender als es aussieht, aber definitiv ein nettes Highlight im Bergbaumuseum Lautenthals Glück.
Auch für Kinder?
Falls Du ein anspruchsvolleres Programm bevorzugst, dann empfehle ich Dir die Bergknappenfahrt: Zu Beginn begrüßt dich der Grubenführer auf bergmännische Art und Weise am Schachthaus, dem Haupteingang des Museums: „Glück Auf!“ Dann führt der Bergmann durch die Ausstellungsräume mit zahlreichen Exponaten und Modellen historischer Bergbaumaschinen. Danach geht es mit der bereits beschriebenen Erzschiffahrt im Stile der alten Bergleute weiter. Abschließend fährst Du mit der Grubenbahn in die eigentliche Silbergrube und erlebst den Silberbergbau hautnah über drei Sohlen. Das tutto-kompletti-Bergbaupaket also 🙂
Preise
Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht wirklich sicher, was ich zu den Preisen im Bergwerksmuseum Lautenthals Glück schreiben soll: Einerseits muss ich kurz schlucken, als ich die Preise sehe (Erwachsene zahlen 10 Euro, ermäßigt 8,50 Euro, Kinder bis 16 Jahre 7 Euro, Familien 23 Euro und Alleinerziehende mit Kind 13,50 Euro), andererseits bekommst Du dafür ein sonst eher seltenes Erlebnis. Ist sowieso Geschmackssache, ob Dir eine dunkle, kalte Höhle gefällt. Mir schon und deswegen lautet mein Fazit zu den Eintrittspreisen: Angemessen!
Du wirst es kaum glauben, aber auch in einem Bergwerk gibt es eine Sommer- und eine Wintersaison. Man sollte meinen, dass die Tageszeit für einen ohnehin dunklen Stollen keine Rolle spielt, ist aber wohl so: Von November bis März kannst Du dir Lautenthals Glück nur am Wochenende und an Feiertagen anschauen (10 bis 15 Uhr). In der Sommersaison (April bis Oktober) ist das Bergwerksmuseum täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Läuft.
Empfehlung Lautenthals Glück?
Klares Ja. Wenn Du Urlaub im Harz machst bspw. in Hahnenklee (Entfernung ca. 10 Kilometer, ca. 10 Fahrminuten), in Goslar (Entfernung ca. 20 Kilometer, ca. 20 Fahrminuten), in Clausthal-Zellerfeld (Entfernung ca. 15 Kilometer, ca. 20 Fahrminuten) oder in Osterode am Harz (Entfernung ca. 25 Kilometer, ca. 30 Fahrminuten), dann musst Du auf alle Fälle einen Halbtagsausflug zum Bergwerksmuseum einplanen. Zum vollständigen (Lautenthals) Glück solltest Du unbedingt an warme Kleidung denken und NICHT daran wie das Mundloch heißt, das aus dem Berg herausführt 🙂
Falls Du noch so nen Artikel über nen Bergwerk suchst >> Tiefer Stollen