Sepul…was? Sepulkralkultur, Museum für Sepulkralkultur! sepulcrum = das Grab, kultus = religiöses Brauchtum. Hier geht es im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod, allerdings mehr um den Tod. Den einen und anderen Lacher gibt es trotzdem.
„Grauenhaft“, „trist“ und „todlangweilig“ sind Eigenschaften, die ziemlich gut zum Museum für Sepulkralkultur passen. In diesem Fall ist das aber positiv gemeint, denn böse Zungen behaupten, das Museum sei die einzige Location in Kassel mit guter Stimmung.
Auf (N)immerwiedersehen
Die durchaus ernst gemeinte Message, die du am Ausgang des Museums mit auf den Weg bekommst, sorgt bei mir für einen innerlichen Lacher. Lautes Lachen verkneife ich mir. Irgendwie habe ich ständig das Gefühl, dass Lachen hier unangebracht sei. Wie auf einem Friedhof.
Gibt es so nicht (mehr)
Das Museum für Sepulkralkultur in Kassel ist einzigartig in Deutschland und widmet sich auf interessante Art und Weise den Themen Sterben, Trauern und Bestatten. Interessant deshalb, weil ich in keinem Moment das Gefühl habe, dass es hier mit erhobenem Zeigefinger oder mit Tränendrüsendrückerei zur Sache geht.
Stattdessen findest Du immer mal wieder zwischendurch die eine oder andere Leichtigkeit, die deine Mundwinkel hoch- statt deine Laune runterzieht. Der Cartoon hat schließlich Recht. Ich kann mir momentan nichts langweiligeres vorstellen als den Tod. Du etwa?
Ach Herr Jesus
Wo der Tod nah ist, ist er nicht weit: unser Herr Jesus Christus. Der allmächtige Sohn Gottes ist in unseren Breitengraden das Symbol für Tod, Trauer und Tragödie. Mutter und Vater nicht wirklich nachgewiesen, kurze aber nachhaltig prägende Schaffensperiode, Ende am Kreuz als Verräter.
Auch deine Stunde schlägt
Naja, letztlich egal, wie es endet, wir sind alle eines Tages dran und was danach kommt, weiß sowieso keiner. Von daher lasse ich mich einfach treiben – sowohl im Leben als auch im Tod.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob es tatsächlich was bringt, mich einbalsamieren oder mit materiellen Dingen bestatten zu lassen, um persönlichen Reichtum und Wohlstand mit ins Jenseits zu nehmen. Das Bündel Geld bringt mir im Hier und Jetzt wesentlich mehr… 🙂
Freudhof klingt besser
Freude gehört zum Tod häufig mit dazu, wie ich im Museum für Sepulkralkultur lerne. Die Citipati (Bildmitte), die Hüter und sogenannten Herren der Friedhöfe, sind u. a. im Buddhismus wichtige Figuren im letzten Spiel des Lebens. Sie tanzen wild umher und repräsentieren mit ihrem endlosen Todestanz die höchste Bewusstseinsstufe.
Neben der Dauerausstellung gibt es regelmäßige Sonderausstellungen mit Fotos, die sich um ein bestimmtes Thema drehen wie bspw. Familien oder Forensik.
Kopf hoch, es geht weiter
Im Museum für Sepulkralkultur findest du die Geschichte des Friedhofs und des Grabmals in Deutschland vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie diverse Exponate wie Särge, Trauerkleidung und Trauerschmuck. Kindersärge gehören hier ebenso zum Repertoire wie ein prunkvoller Leichenwagen, grausige Skulpturen und die Gruft einer Adelsfamilie.
Preise
Die Eintrittspreise für das Museum für Sepulkralkultur sind sterbensgut: Erwachsene zahlen 6 Euro, Ermäßigte (Schüler, Studenten, etc.) bezahlen 4 Euro und eine Familien(grab)karte gibt es für 10 Euro. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Mittwochs dauert der Tod etwas länger, dann ist bis 20 Uhr geöffnet, und montags ist (Letzte-)Ruhetag.
Letzte Worte
Noch ein Geheimtipp zum Schluss: Trotz Tod, Trauer und Tristesse hat das Museum für Sepulkralkultur ein echtes Highlight zu bieten. Von der Terrasse aus, die zum Café des Museums gehört, hast du einen super Ausblick über die Stadt bis zum Herkules (Blick nach ganz rechts, hat leider nicht mehr aufs Foto gepasst). Außerdem macht sie einen echt gemütlichen Eindruck. 🙂
Bewertung Museum für Sepulkralkultur
Das Museum für Sepulkralkultur ist für mich ein Ausflugsziel in Kassel, das du gesehen haben solltest. Weil kurzweilig, weil guter Umgang mit dem Thema Tod und weil informativ. Eine gewisse Distanz zu Tod und Trauer solltest du allerdings mitbringen, sonst könnte dein Nachmittag im Museum unnötig depressiv enden. Zwei Stunden solltest du in etwa einplanen im Museum für Sepul…was? Museum für Sepulkralkultur! 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Also wenn du dich schon mit tristen Dingen beschäftigst, dann schau dir doch auch gleich den Rest von Kassel an. Mit diesen Sehenswürdigkeiten machst du nichts äh falsch.
Hallo Jan,
vielen Dank für diesen Beitrag und die anderen Museen.
Ins Museum für Sepulkralkultur will ich schon lange. Eigentlich komme ich sogar aus der Gegend um Kassel und war früher mehrmals im Jahr in der Stadt, aber noch nie in diesem oder im Tapetenmuseum.
Jetzt wo ich nicht mehr dort wohne, wäre sicher die perfekte Zeit, die alte Heimal mal kennenzulernen 🙂
Liebe Grüße
Liane
Der Klassiker: Zu nah dran und deshalb nicht auf dem Reisezettel. 🙂 Wünsche dir auf jeden Fall mordsmäßig viel Spaß dort! LG Jan