Wochenende frei und gutes Wetter, yes! Ich entscheide mich spontan für einen Kurztrip nach Baiersbronn. Auf dem Plan steht der Sankenbachsteig – mit richtig schönen Höhepunkten wie See und Wasserfall.
Auf den ersten Metern des 14 km langen Sankenbachsteigs bin ich enttäuscht, um nicht zu sagen frustriert. Der Weg ab Baiersbronn Bahnhof bzw. ab Parkplatz SankenbachLodge/Sesselbahn führt zunächst dröge am Sankenbach entlang.
Schönes Flachland für einen gemütlichen Spaziergang, aber der „Steig“ in Sankenbachsteig scheint weit entfernt. Sooo weit dann allerdings doch nicht: Weg und Laune steigen nach etwa einer halbe Stunde an.
Ab jetzt eröffnet der Schwarzwald seine volle Pracht: hohe Tannen, weicher Waldboden und straßenlärmbefreite Atmosphäre. Hinter dem Waldspielplatz zeigt der Sankenbachsteig seine rauhe, natürliche Seite. Wurzelgeprägter Boden und enge „Gänge“ stehen bei Kinderwagenschiebern eher unten auf der „Lieblingswege-Liste“. Ich mag es. Sehr. Mir fehlt auf diesem Teil ein wenig die Aussicht. Das erwartete Panorama taucht allerdings bald auf.
Sankenbachsee
Am Sankenbachsee erlebe ich das erste Wow-Gefühl während der Tour. Als irgendein Gletscher vor 10.000 Jahren abschmilzt, entsteht aus dem Schmelzwasser dieser See. Heute ist der maximal sieben Meter tiefe Sankenbachsee ein mega Platz für (Instagram-)Menschen, die sich gerne visuell verwöhnen lassen. Baden würde ich darin eher nicht, aber hey, lass dich nicht aufhalten. 🙂
Sankenbach-Wasserfall
Keine 200 Meter und fünf Minuten weiter wird das Wasser wilder und kommt von oben. Der Sankenbachwasserfall gilt offiziell als „Felsenterrasse mit zweistufigem Wasserfall“. Als Naturdenkmal ist der 800 Meter lange Steig nicht für jeden erlebbar. Wie im Berufsleben auch, ist der Weg nach oben steil und steinig.
Sobald du den Aufstieg – hoffentlich ohne Ballerinas oder weiße Sneaker – meisterst, hast du ein paar richtige gute Ausblicke auf den Wasserfall. Mein Liebling ist das überdachte Bänkchen. 🙂 Mach es dir gemütlich und genieße die mehr oder weniger freie Sicht auf die 40 Meter hohen Wasserfälle. Spätestens oberhalb des Wasserfalls wirst du froh sein, festes und vor allem wasserdichtes Schuhwerk zu tragen.
Sankenbach-Wasserfallhütte
Die Wasserfall-Hütte on top bildet für mich persönlich eine Art Höhe- bzw. Scheitelpunkt auf dem Sankenbachsteig. Faktisch hast du dort aber erst etwa etwa ein Drittel der Wanderung hinter dir. Dafür folgt ab da der landschaftlich beste Abschnitt der Route: Schwarzwald pur!
Ein paar wenige Stellen auf dem Sankenbachsteig sind tricky. Wenn ich meinen Blick nicht zufällig vom Boden aufrichten würde, dann würde der Schwarzwald mich verschlucken. Halte dich hier – nach dem Blick ins Forbachtal mit entsprechender Kuh-lisse – am Holzscheit rechts. Der Weg geradeaus wirkt zwar schöner, führt aber „off the path“.
Lass schleifen
Kurz bevor du wieder Zivilisation in Form von asphaltierter Straße erreichst, passierst du den „Hohacker Schleifsteinwerkplatz“. Es ist ein Schleifstein, der seinen Transport in die nächste Werkstätte leider nicht überlebt. Was im ersten Moment nach Druidenstätte aussieht, hat damals einen echten Nutzen. Ursprünglich dienen Schleifsteine dieser Art als Sensenschliff für die „Schwäbischen Hüttenwerke“.
Michaelskirche Friedrichstal
Die kleine achteckige Holzkapelle ist sowohl für Hochzeitswillige als auch für Innehalter the location to be. Obwohl ich mit Kirche per se wenig am Hut habe, traue ich mich rein. Niemand ist drin, obwohl 200 Kirchenfans reinpassen. Während meiner Tour bleibt die Michaelskirche das einzige un-natürliche, „weltliche“ Fotomotiv.
Wie im Urwald
Ein Großteil des Baiersbronner Sankenbachsteigs führt über wilde Waldwege, die gerade mal breit genug für eine Person sind. Bei Gegenverkehr wird’s eng. Ich genieße den Wildwuchs links und rechts am Wegrand, bevor sich Farn neugierig in den Wanderweg lehnt, um den nächsten Wanderer mit einer Berührung zu begrüßen.
Kein Ausblick in Aussicht
Obwohl der Zusatz „-steig“ nach Höhe klingt, schiebt sich der Sankenbachsteig vorwiegend durch dichten Wald. Freie Flächen mit Panoramablick bekommst du selten geliefert. Falls du dann mal doch freie Sicht auf die schnuckligen Schwarzwald-Örtchen hast, dann bleib einen Moment stehen und genieße es. Tolle Kulisse!
Glasmännle-Hütte
Falls du Landschaft, Idylle und Genuss in Kombination suchst, dann lege einen Stopp in der Glasmännlehütte ein. Das Szenario auf der Hütte ist geprägt von Holzoptik und Funktionskleidung. 🙂 Auf rund 800 Höhenmetern trinkt und isst es sich besonders gerne. Während einer Wanderung schmecken solche Sachen immer doppelt so gut, finde ich. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten gibt’s zum üblichen Kuchen ein frisch-kühles Radler.
Abstieg nach Baiersbronn
Von der Glasmännle-Hütte aus hast du zwei Möglichkeiten, ins Tal zu kommen: einfacher, asphaltierter Weg zum Parkplatz oder steiler, steiniger Abstieg. Ich wähle Variante 2. Bei outdooractive „beschweren“ sich einige User über die Einstufung des Sankenbachsteigs als „schwer“. Auf die gesamte Tour betrachtet, mag es nicht stimmen, aber diesen letzten Abschnitt empfinde ich schon als Herausforderung.
Die offizielle Route ist mit rund 14 km und vier Stunden angegeben. Dank Fotostops und kurzer Pause an der Glasmännlehütte bin ich fast fünf Stunden unterwegs. Du überquerst dabei rund 500 Höhenmeter hoch und runter. Den höchsten Punkt (850 hm) erreichst du bei etwa km 6 vor der Wasenhütte.
Bewertung Sankenbachsteig Baiersbronn
Obwohl die erste Etappe recht lahm beginnt, wird der Sankenbachsteig mit zunehmender Dauer zum echten Genießerpfad. Die Wanderung rund um den Sankenbachsee und die Sankenbach-Wasserfälle ist einfach nur schön und bei weitem – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht so abgelatscht wie andere Wanderwege. Für mich ist schon der Sankenbachsteig an sich ein Wochenende in Baiersbronn wert. Wie sagt man bei eBay so schön: Gerne wieder! 🙂
Mein Tipp: Falls du auf so einen schönen Wald wie bei Baiersbronn stehst, dann gefällt dir bestimmt auch die Gegend um Geislingen. Wie du wandern mit Sightseeing verbindest, zeige ich dir im Blogartikel mit Video.
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