Ich schwebe im siebten Himmel, denn ich habe eine neue (Winter-)Liebe: Schneeschuhwandern im Schwarzwald. Kennt nicht jeder, liegt aber voll im Trend. Warum, steht in meinem „Liebesbrief an den Schneeschuh“.
Bevor das winterliche Treiben losgeht, heißt es: richtige Ausrüstung besorgen, und natürlich auch richtig anlegen. Beim Schneeschuhwandern im Schwarzwald sind Schneeschuhe ein ziemlich sinnvolles Element. Die Zeiten, in denen Trapper John M.D. zwei Tennisschläger unter seinen normalen Schuhe hatte, sind längst vorbei. 🙂
Schneeschuh-Fight
Schneeschuhe sind keine Schuhe im klassischen Sinne, in die Du mit Socken reinschlupfst, sondern es sind eher Aufsätze. Diese Schneeschuhaufsätze ziehst Du über deine normalen Winterschuhe. Kleiner, aber gut nachvollziehbarer Tipp: Wasserdichte Wanderschuhe machen in der Regel mehr Sinn als coole Sneaker oder rosa Ballerinas.
„Ich komme da nicht rein“, schreit einer aus der Gruppe, „meine Schuhe sind zu groß.“ Er versucht, seine Timberland Größe 46 in Schneeschuhe für Kinder zu zwängen. Vergeblich. Ich habe anfangs zwar auch etwas Probleme, die „Plastikschlappen mit Spikes“ korrekt anzuziehen, aber zumindest versuche ich es mit Schneeschuhen für Erwachsene. 🙂
Das Laufen in den Teilen ist gar nicht so einfach. So wie das Reinschlupfen muss auch das Vorwärtskommen etwas geübt werden. Rückwarts laufen geht übrigens nicht bzw. nur sehr schwer. Meine ersten Gehversuche vorwärts wirken storchenartig, allerdings weniger elegant. „Du musst ganz normal laufen, so wie sonst auch“, weiß ein Neunmalkluger in der Gruppe, „an das Klackern an der Ferse gewöhnst Du dich schnell.“ Es klappt. Recht hat er. Neunmalklug eben.
Schneeschuhstock einstellen
Nach dem schuhsaströsen Desaster fehlt noch eine Sache, und dann geht das Schneeschuhwandern im Schwarzwald endlich los. Der Stab ist Pflicht, fast so wie bei Nordic-Walking-Hausfrauen im Stadtpark. Bei meiner Körpergröße stelle ich den Teleskopstab auf etwa 1,30 Meter ein, letztlich werde ich die Stöcke aber keine Meter verwenden. Ohne fühle ich mich während der Schneetour freier und beweglicher. Los geht’s!
Auf eigene Faust drauf los zu wandern, ist ein verführerischer Gedanke. Ist bei einer Schneeschuhwanderung aber nicht unbedingt sinnvoll. Je nach Gegend ist es von Vorteil, dass sich jemand aus der Gruppe auskennt. Bei uns sorgt ein Tourenguide Monika von der Schneeschuhakademie in Hinterzarten für die richtige Führung (für Ortsunkundige und Nicht-Skisprungfans: Hinterzarten = Baden-Württemberg, Hochschwarzwald, Titisee).
Winterliebe
Der Wind pfeift uns um die Ohren und treibt uns ein ums andere Mal Schneeflocken in die Augen. Die Luft ist klirrend kalt, die Haut spannt vor Kälte. Genial. Draußen sein, die Natur spüren, sich bewegen und die Landschaft genießen – kann eine (Winter-)Liebe schöner sein?
Wir kommen an Stellen vorbei, die unwirklich scheinen. Fast so, als ob man in einem Fernsehstudio die perfekte Schwarzwälder Winterkulisse nachgebaut hätte. Der Schnee ist frisch gefallen und puderzuckerig. Nice.
„Also sooo lange habe ich mir die Tour nicht vorgestellt“, blökt der Neunmalkluge von ganz weit hinten, „ich glaube nicht, dass ich Schneeschuhwandern im Schwarzwald nochmal machen will.“ Wieder hat er Recht, zumindest mit dem ersten Satz. Die Schneeschuhtour ist nichts, was man „mal eben“ so mitnehmen kann. Rund drei Stunden dauert der Spaß, und je nach Dauer und Häufigkeit der Einkehr (= Rast machen in einer Hütte, ggfs. mit Alkohol) solltest Du einen kompletten Tag einplanen.
Schöne Stille
Die Stille ist beinahe gruselig. Kaum jemand auf der Gruppe redet, was a) vermutlich an der einen oder anderen Puste liegt und b) an dieser faszinierenden Idylle. Teilweise höre ich nur unsere Schritte im Neuschnee. Der Schnee knarrscht. Ab und zu klackern zwei Nordic-Walking-Stöcke aneinander. Dann wieder nur Knarrschen und Stille.
Manche Passagen führen durch dichten Wald, manche über freies Feld. Ich bin längst überzeugt: Schneeschuhwandern im Schwarzwald ist genau mein Ding. Doch so langsam werden meine Beine schwer und mein Geist müde. Trotzdem reicht die Kraft dafür, der „erste“ sein zu wollen. Was gibt es Genialeres, als der erste zu sein, der durch frisch gefallenen Schnee stapft? Krsch, krsch, krsch. War ich als Kind schon Fan von. 🙂
Schneeschuh-Touren
Du magst es nicht glauben, aber Schneeschuhwandern im Schwarzwald fühlt sich fast wie Urlaub an: Es ist draußen an der frischen Luft, es wirkt befreiend und es fühlt sich gut an. Um es nicht gleich übertreiben zu „müssen“, gibt es im Schwarzwald verschiedene Routen: Leichte Touren übers Windeck oder auf Breitnaus Höhen, mittelschwere Touren am Feldberg oder über den Baldenweger Buck sowie schwere Touren zum Herzogenhorn oder eine 4-Gipfel-Tour.
Der Preis für ne Wanderung durch das winterliche Wunderland ist fair: Es geht bei 25 Euro pro Person los, eine Halbtagestour kostet etwa 39 Euro und eine Tagestour ist für etwa 59 Euro zu haben. Etwas Zeit solltest Du mitbringen: rund 3 Stunden dauert eine Schneeschuhrunde durchschnittlich, für die 4-Gipfel-Tour solltest Du 10 Stunden einplanen.
Fazit Schneeschuhwandern im Schwarzwald
Schneeschuhwandern im Schwarzwald ist eine echte Alternative zum Ski fahren oder Snowboarden. Quasi ein idyllischer Winterspaziergang der besonderen Art. Etwas Kondition brauchst Du allerdings schon, mit deinem üblichen Oma-Opa-Sonntagsspaziergang kannst Du so eine Schneeschuhtour nicht vergleichen. Dafür musst Du dich nicht mit übermotivierten Pistenrowdys oder langen Lift-Warteschlangen herum schlagen. Einfach nur Zeit mit ner neuen (Winter-)Liebe verbringen. 🙂 Hier gibt es noch mehr Schwarzwald-Feeling und noch mehr Wanderungen.
Dieser Artikel ist unterstützt durch Hochschwarzwald Tourismus, die mir dieses Reiseziel kostenlos ermöglichen, aber ich kann Dich beruhigen: Das hier ist meine persönliche Meinung!