Freunde, Job, Beziehung: Das Leben ist bekanntlich ein schmaler Grat, schmaler ist nur der Karlsruher Grat bei Ottenhöfen im Schwarzwald. Im Gegensatz zur Lebenshürde lässt sich der Wanderweg an einem Tag bewältigen.
Schön, dass du da bist. Ich bin Jan. Mein Blick spricht Bände, oder? Es lässt sich nicht leugnen: Hoch oben in der Höhe, mitten auf einem schmalen Berggrat, fühle ich mich wohl. Sauwohl. 🙂 Zurück zum Leben, zurück zum Anfang meiner „hochalpinen“ Odyssee.
Edelfrauengrab-Wasserfälle
Als ich noch gemütlich und mit festem Untergrund auf Flachlandtour bin, läuft’s besser. Es gibt viele Punkte auf der Rundtour, an denen du die Wanderung beginnen und beenden kannst. Ich wähle den Parkplatz Edelfrauengrab – bei den gleichnamigen Wasserfällen.
Einer Sage nach findet eine untreue, verfluchte Edelfrau hier ihr gewaltsames Ende, nachdem sie zuvor ihrer Magd befiehlt, die sieben ungewollten Bastardkinder zu ertränken. Die Magd jedoch begegnet dem betrogenen Schlossherrn, der die Kinder nach Burg Hohenfels im Elsass bringen lässt und sie so vor dem Tod rettet. Was ein Held.
Schöner Weg
Der Weg am Wasserfall bietet eine Menge toller Fotomotive, denn es gibt nicht DEN einen Wasserfall, sondern mehrere kleine Wasserfälle. Über solide Treppenstufen mit sicherem Geländer geht es weiter Richtung Karlsruher Grat.
Der komplette Rundwanderweg inklusive Kraxeln über den Karlsruher Grat inklusive Fotopausen inklusive Einkehr inklusive Umgebung genießen inklusive Natur aufsaugen wird am Ende des Tages rund 5 Stunden dauern. Nicer Tagesausflug also.
Schnapsbrunnen
Nice sind auch die Schnapsstationen in der Gegend rund um Ottenhöfen. Unmittelbar auf dem Genießerpfad zum Karlsruher Grat gibt es zwar nur eine einzige, aber die ist passend platziert, um sich vor dem Aufstieg etwas (Wer-)Mut anzutrinken. 1) Getränk aussuchen (gibt auch Alkoholfreies), 2) Geld in die Vertrauenskasse werfen (ca. 1,50 Euro pro Drink) und 3) Prost!
Hoch hinaus
Mit fröhlicher Leichtigkeit heißt es nun ran an die Buletten oder besser gesagt ran an den Fels. Der Klettersteig lässt sich ohne Seil und Sicherung überwinden, aber die Arme einsetzen solltest du schon. Trotz leichter Höhenangst (wobei nicht die Höhe das Problem ist, sondern die Tiefe :-D) gehe ich das Abenteuer Karlsruher Grat gut gelaunt an.
Ja, selbst in den Schwarzwälder Bergen gibt es Gegenverkehr. Ist jetzt nicht ganz so schlimm wie auf den Himalayatrails am Mount Everest, aber eine gewisse Stau-Anfälligkeit lässt sich auch im halb-alpinen Schwarzwald nicht leugnen.
Was für ein Panorama
Dafür entschädigt der Ausblick alles, was vorher war: das Panorama reicht über das komplette Achertal mit all den für die Region typischen, einzelnen Gehöften. Natürlich gibt es mehr Wald und Wiese statt Wasser und Weite zu sehen.
Der Rundweg zum Ziel (wenn es denn überhaupt ein festes Ziel gibt) ist schön und abwechslungsreich: es geht über Waldboden, Stock und Stein und teilweise über asphaltierten Wanderweg. So bleiben die Gelenke bei Laune und geschmeidig in Form.
Pause im Kernhof
Zu einer ordentlichen Wanderung gehört selbstverständlich auch eine ordentliche Einkehr. Dazu hast du auf dem Wanderweg zum Karlsruher Grat zwei Möglichkeiten: entweder im Gasthof Bosensteiner Eck, der unmittelbar auf der Route liegt, oder im Berggasthaus Kernhof, das etwa 10 Minuten abseits der Strecke liegt. Ich wähle Variante 2.
Diese Wahl ist weise: das Publikum ist eine Mischung aus Einheimischen und Tagesgästen, die Stimmung ist ausgelassen. Was du auf keinen Fall auslassen solltest, ist ein feiner (schwäbischer) Wurstsalat. Mit Schwarzwurst? Mit Käse? Daran scheiden sich gerne mal die Geister, obwohl doch ganz klar und eindeutig ist, dass ein reiner Wurstsalat ohne beides der einzig wahre Wurstsalat ist. 🙂
Weiter geht’s
Unabhängig davon, wofür du dich entscheidest, Nachtisch passt immer rein. Solltest Du allerdings noch Auto fahren müssen, dann rate ich dir von der klassischen Schwarzwälder Kirschtorte ab. Mit DER Menge an Kirschwasser könnte man vermutlich den ganzen Stammtisch nebenan glücklich machen. Hicks, i sodde soo lannsamm wieda loas.
Dank der Beschilderung ist es überhaupt kein Problem, auf den richtigen Weg zurückzufinden. Wie in vielen deutschen Wandergebieten, ist auch der „Genießerpfad Karlsruher Grat“ fast schon überbeschildert. Nächster Halt: Aussichtspunkt Brennte Schrofen.
Brennte Schrofen
Zwei wesentliche Unterschiede zum Aussichtspunkt am Felsgrat: Es gibt eine Plattform, die mit einem Geländer gesichert ist, um Abstürze zu vermeiden – es sei denn, du hast zu viel Schwarzwälder Kirschtorte intus. 🙂
Und die Schutzhütte, die ihren Namen alle Ehre macht und an der Aussichtsplattform Brennte Schrofen Unterschlupf und Schutz bietet. Aber auch sie bietet keinen inneren Schutz vor zu viel Schnaps vom Beginn der Wanderroute oder zu viel Kirschwasser bei der Einkehr. Feuer machen und Grillen sind übrigens keine gute Idee in einer Holzhütte!
Nicht so schön
Ab Brennte Schrofen macht der Schwarzwald wiederum SEINEM Namen alle Ehre. Dieser Teil der Wanderung gefällt mir persönlich weniger als der erste Teil. Wer hoch hinaus will, muss aber eben irgendwann auch wieder runter, egal wie schön der Weg ist. Nach rund 5 Stunden und 12 Kilometern inklusive Fotopausen und Rast im Kernhof ist das Abenteuer Karlsruher Grat zu Ende. Leider. Zwei Stunden länger hätte es gerne noch gehen können.
Bewertung Wanderweg Karlsruher Grat
Wandern in Deutschland macht generell den Kopf frei und bringt einem die Natur ein Stückchen näher. Beim Wandern zum bzw. über den Karlsruher Grat hast du zwar nur Kopf statt Hände frei, aber es bringt dich bei schlechter Witterung dem Himmel ein Stückchen näher – also nicht klettern bei Regen!. Angst beiseite: die (Halb-)Tagestour kann ich dir wärmstens empfehlen, wenn du ein schönes Ausflugsziel mit Wandern, Erlebnis, Aussicht, Einkehr und Natur „in Maßen“ suchst. Im Gegensatz zu manch einem schmalen Lebensgrat bewältige ich diesen Grat gerne ein zweites Mal. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Mach ein komplettes Wochenende aus deinem Trip und übernachte in der Privatpension Hubertus in Ottenhöfen (hier geht es zu meinem Artikel über die Pension und warum sie nichts für echte Tierfreunde ist).