Ayhan ist Aufzugführer im Stuttgarter Fernsehturm und hat damit den höchsten Arbeitsplatz der Schwabenmetropole. Aufstiegschancen inklusive, schließlich legt er jeden Tag mehrfach Höhenmeter zurück.
„Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau, wie oft ich jeden Tag hoch- und runterfahre“, so Ayhan, „aber ich kann dir sagen, wie schnell das passiert.“ Mit einer Geschwindigkeit von 5 m/s bringt Ayhan die Gäste hoch zur Aussichtsplattform. Das entspricht einem Tempo von 18 km/h, was ich persönlich recht flott finde. Merkt man im Aufzug selbst aber kaum. „Bei starkem Wind spürst du das schon. Dann wackelt der Aufzug stärker als sonst. Wir fahren dann langsamer und drosseln die Aufzugsgeschwindigkeit auf 2,5 m/s.“
Was macht ein Aufzugführer?
Als Aufzugführer ist Ayhan in erster Linie dafür verantwortlich, die Gäste sicher nach oben und wieder runter zu bringen. Zwischendurch heißt es: Anpacken! Auf der Veranstaltungsebene in 144 Meter Höhe finden regelmäßig Events wie Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern oder der sonntägliche Brunch von 10 bis 14 Uhr statt. Dann hilft Ayhan beim Bestuhlen, beim Aufräumen und bei Vorbereitungen für den nächsten Tag. Highlights für ihn sind auch die Führungen im Fernsehturm.
Während die Guides von den Anfängen des Stuttgarter Fernsehturms und dessen Erbauer Fritz Leonhardt erzählen, schauen die Besucher gespannt nach oben zum Turmkorb. 60 Minuten dauert eine Führung, die nur montags und bis zu sechsmal täglich stattfindet (Stand März 2017). Zum Preis von 10,50 Euro pro Nase kommen noch 7 Euro für die Aufzugsfahrt dazu. Sportlich. Im Rahmen der Führung kommst du übrigens „nur“ auf die Veranstaltungsebene und nicht auf die Aussichtsplattform. Das machst du im Anschluss selbstständig. Oder lässt dich von Ayhan hochfahren.
Seit 2012 ist der gebürtige Esslinger Aufzugführer im Stuttgarter Fernsehturm. An den Job kommt er eher zufällig: „Die Stelle war ganz normal ausgeschrieben. Ich dachte erst ‚Was bitte ist das denn, ein Aufzugführer?‘. Beim Vorstellungsgespräch haben die mir gezeigt, was meine Aufgaben sind und das fand ich sehr interessant. Habe mich dann auch riesig gefreut, als ich genommen wurde.“ Ob er Höhenangst hat, wird Ayhan beim Vorstellungsgespräch nicht gefragt. „Damit habe ich auch keine Probleme. Fahre auf dem Cannstatter Wasen auch sehr gerne Achterbahn.“ 🙂
Wer besucht den Fernsehturm?
„Wir haben echt viele nette Besucher aus aller Welt“, so Ayhan. „Vor allem Schweizer und Österreicher sind sehr interessiert. Die stellen viele Fragen. Asiaten wollen kaum was wissen, die wollen einfach nur auf die Plattform und Fotos machen.“ 🙂 Etwa 16 Leute passen in den Aufzug, in der Regel nimmt Ayhan nur 12 Leute mit, sonst wird es zu eng. Für Besucher mit besonderen Wünschen gibt es auch einen besonderen Service. „Manche haben Platzangst und möchten nicht mit anderen Leuten im Aufzug mitfahren. Das kann ich gut verstehen. Dann fahre ich eine Extrarunde, dass sie den Stuttgarter Fernsehturm auch richtig genießen können.“
Top 3 Besucherfragen
Schwankt der Turm? Ja, das muss er. Man kann es zwar spüren, aber wesentlich weniger, als die meisten glauben. Rund 15 bis 20 cm „wackelt“ der Turm hin und her, die rund 67 m hohe Antenne bewegt sich um 1 bis 1,5 m.
Können wir im Aufzug steckenbleiben? Nicht wirklich. Wenn der Aufzug bspw. auf 80 m Höhe steckenbleibt, dann wird der andere Aufzug geholt. Beide Aufzüge fahren nebeneinander und so können Besucher vom einen Aufzug in den anderen umsteigen und sicher weiterfahren. Schau mal im Aufzug nach der kleinen versteckten Tür.
Wieviele Stufen sind es bis ganz nach oben? Es sind 762 Stufen. Mit dem Aufzug ist es allerdings wesentlich bequemer und schneller. In etwa einer halben Minute bist du auf der Aussichtsplattform. Dort erwartet dich ein mega Rundumblick über Stuttgart und das Ländle.
„Bei uns oben auf der Plattform ist es immer interessant. Der Ausblick auf Stuttgart und Umgebung ist top,“ so Ayhan. „Tagsüber ist es sehr schön, nachts ist es wieder ganz anders. Vor allem an Silvester. Wenn du das ganze Feuerwerk über Stuttgart siehst, das gefällt mir schon sehr gut.“
Schlechtes Wetter? Nicht mit Ayhan!
Selbst schlechtem Wetter kann Ayhan was Gutes abgewinnen: „Wenn es in Richtung Waiblingen oder Esslingen regnet oder blitzt, dann sieht man das richtig gut. Das ist toll.“ Auch in der Freizeit bleibt Ayhan seiner Leidenschaft treu: „Ich könnte zwar laufen, aber wenn ich irgendwo einen Aufzug sehe, dann benutze ich den. Ich habe immer Bock auf Aufzug fahren.“ 🙂
Die Auffahrt auf den Stuttgarter Fernsehturm kostet 7 Euro für Erwachsene, 4 Euro für Kinder von 6 bis 15 Jahren und 20 Euro für ein Familienticket (2 Erw. + Kinder bis einschl. 15 Jahre). Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 10 bis 23 Uhr, Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 23 Uhr, und die letzte Auffahrt ist um 22.30 Uhr. Anfahrt empfehle ich mit der Bahn, U-Bahnhaltestelle „Ruhbank“. Mit dem Auto auch kein Ding, parken geht direkt vor der Turmtür. Die Anreise ist super einfach, denn mit seiner Gesamthöhe von 217 m siehst du den Stuttgarter Fernsehturm quasi von überall aus.
Streng betrachtet trägt der Fernsehturm einen falschen Namen: Fernsehen wird von hier aus schon lange nicht mehr gesendet. Seit 2006 strahlt das Wahrzeichen nur noch Ultrakurz- und Digitalwellen ins Ländle (konkret: UKW, DAB, Datenübermittlung zwischen den SWR-Standorten). „Stuttgarter Radioturm“ wäre also der passendere Titel. Den Einheimischen ist’s egal. Nach der – vor allem für die Stuttgarter – gefühltermaßen endlos langen Schließzeit von 2013 bis 2016 ist der Fernsehturm endlich wieder DIE Sehenswürdigkeit der Schwabenmetropole.
Fazit Stuttgarter Fernsehturm
Der Stuttgarter Fernsehturm ist einer der schönsten Hotspots im Ländle und zweifelsfrei ein Must-see bei einer Städtereise nach Stuttgart. Die Teilnahme an einer Führung könnte schwierig werden, weil es sonn- und feiertags schlicht keine gibt. Muss aber auch nicht, wichtiger sind der fantastische Ausblick auf die schwäbische Landeshauptstadt und das Panorama bis zum Schwarzwald, Odenwald und Schwäbische Alb. Danach noch Kaffee und Kuchen im 360-Grad-Panoramacafé „Leonhardts“. Was gibt es Schöneres?! Und ach so, ja: Ayhan pendelt mehrmals täglich von 483 Höhenmeter auf 633 Höhenmeter – am höchstgelegenen Arbeitsplatz in Stuttgart. 🙂
Noch mehr Tipps für Stuttgart? Dann schau mal, ob hier was für dich dabei ist.
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