Der Teufelsberg vor den Toren Berlins ist eine ehemalige Abhörstation der NSA. Und weil Spionage ein touristisches Zugpferd in der Hauptstadt ist, schaue ich mir die markante Radaranlagen an. Handy schalte ich sicherheitshalber aus.
Warum ich einen Schal trage? Und das bei bestem Sonnenschein-Wetter? Ganz einfach: Hier oben zieht es ordentlich. Der Wind pfeift mir um die Ohren und die ersten Männer-Halsschmerzen der Saison kündigen sich an. Röchel. Ob es daran liegt, dass wir uns auf alpin-artigen 120 Höhenmetern befinden? Man(n) weiß es nicht. 🙂
Wattebälle
Fünf Radarkuppeln, die aussehen wie zwei Kugeln Zitroneneis oder Wattebällchen, sind das wichtigste, bis heute erhaltene Merkmal des Teufelsbergs. Schon von weitem erkennst Du die einzigartige Silhouette der sogenannten Field Station.
Der Ausblick von der „Dachterrasse“ ist richtig, richtig gut: Im Osten stehen Berliner Fernsehturm und Berliner Dom in Pose für das optimale Erinnerungsfoto, im Westen wartet der Teufelssee, umringt von dichtem (Grune-)Wald. Im Sommer treffen sich Touristen wie Einheimische hier, um den Sonnenuntergang zu genießen oder einfach nur das Panorama aufzusaugen. Sogar Drachensteigen, Gleitschirmfliegen, Mountainbiken und Wandern stehen am Teufelsberg hoch im Kurs.
Singstar
Die Kuppel ist sowohl das – im wahrsten Sinne – oberste Ziel am Teufelsberg als auch das kurioseste. Der Klang, der Hall, das Echo hier sind so einzigartig, dass einige Teilzeit-Figaros und Casting-BewerberInnen ein Liedchen zum Besten zu trällern. Schwache Sänger, starker Sound.
Teufels Beitrag
Auch die Treppen müssen einiges aushalten: Mehrere Besuchergruppen drängen sich gleichzeitig nach oben, nach unten und aneinander vorbei. An einigen schlecht beleuchteten Stellen hilft Gästeführer Chris mit einer handelsüblichen Taschenlampe aus. Super Service. 🙂 Dass der Teufelsberg gerne von (Graffiti-)Künstler aller Couleur genutzt wird, siehst Du jetzt in der „Teufelsberger Street-Art-Galerie“.
Führung
Faktencheck: Zu Zeiten des Nationalsozialismus befindet sich hier der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des Projektes „Welthauptstadt Germania“ entstehen soll. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Bau gesprengt, und die 25 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt werden zum Teufelsberg aufgeschüttet.
In den 50er-Jahren nutzen die Amerikaner den Berg als Abhörstation, zur zivilen Luftüberwachung und Kontrolle des Flugverkehrs. Gästeführer Chris McLarren ist einst live dabei und tut viele Jahre seinen Dienst als Nachrichtentechniker – also als Spion. 🙂
Preise
Das Gelände auf dem Teufelsberg kann nur (!) im Rahmen regelmäßig stattfindender Führungen besichtigt werden. Rund 90 Minuten dauert eine Tour, sie findet samstags und sonntags um 13 Uhr statt. Für den sportlichen Preis von 15 Euro bist Du dabei und bekommst sowohl einen kleinen Einblick in die Spionage-Welt von damals als auch den vermutlich schönsten Ausblick über Berlin von heute.
Update: Seit 01.09.2015 sind die einstigen Betreiber bis auf Weiteres für den Betrieb der Field Station Berlin nicht mehr zuständig. Auf deren Homepage findest Du eine Stellungnahme zur Zwangsräumung der Shalmon Abrahams Gesellschaft UG.
Fazit Teufelsberg Berlin
Der Berliner Teufelsberg ist ein echt faszinierendes Ausflugsziel, das allerdings nich sooo dolle zu erreichen ist. Ich wähle den (Fuß-)Weg ab der S-Bahn-Haltestelle „Grunewald“. Von dort aus sind es etwa 2,5 unbeschilderte Kilometer bis zur Field Station. Sobald Du ankommst, ist es fast wie Urlaub: nette Menschen, eine schöne Aussicht und Handy aus (weil abhören und NSA und so). Aber Schal nicht vergessen, sonst gibt es Halsweh als Souvenir. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Falls du noch tiefer in die Berliner (Unter-)Welt der Spionage eintauchen möchtest, dann ist dieses Museum genau das Richtige für dich.