„Es geht nach Kloster Kreuzberg“, lese ich auf der Einladung vom Maritim Hotel in Fulda. Da ich das Ausflugsziel bisher nicht kenne, fahre ich vorurteilsfrei mit. Die Wallfahrt entpuppt sich (fast) als Bier-Tour.
Folgende Erleuchtung kann ich kaum glauben: Der sogenannte „heilige Berg der Franken“ ist (Lebens-)Ziel für mehr als eine halbe Million (Hobby-)Pilger jährlich. Nur 300 Stufen liegen zwischen mir und Gottes Segen. Als ich den gesteinigten Kreuzweg hinter mir lasse und verschwitzt den Gipfel erreiche, mache ich erstmal drei Kreuze. Puh.
Gott sieht bekanntlich alles, hier aber auch du: Mit 928 Metern ist der Kreuzberg nicht sooo hoch, aber vom Gipfel aus hast du einen höllisch guten Ausblick über das fränkische Land, die hessische Rhön, den Thüringer Wald und den Spessart, der übrigens einen hessischen und bayerischen Teil hat.
Wallfahrtskirche
Ein Kloster-Kreuzberg-Klosterbruder führt uns glücklicherweise nicht direkt in den Himmel, sondern in die Klosterkirche. Interessant: Im Gegensatz zu einer handelsüblichen Kirche hat dieses Haus Gottes keinen Kirchturm. Gibt übrigens auch das Hotel zum Kloster, in dem eine Übernachtung ab 34 Euro pro Nacht inklusive Frühstück kostet. Go(o)d price!
Auch wenn die folgenden Bilder es anders aussehen lassen: Die Klosterkirche ist sehr schlicht gehalten. Gottes Stil bewegt sich hier irgendwo zwischen Barock und Rokoko. Einfach ist das neue protzig. Eyecatcher ist der Hochaltar von 1692, an dem der Sohn Gottes abhängt.
Ich war schon lange nicht mehr im Gottesdienst, hier hätte ich die Chance dazu. Sonntags um 9 und 11 Uhr sowie an den klassisch-christlichen Feiertagen kanzelt ein Botschafter Gottes metaphorische Wahrheiten ans Volk. Du spürst vermutlich meine Einstellung zur Kirche (nicht zu Religion an sich!).
Kloster Kreuzberg ist definitiv keine Show-Pilgerstätte, sondern ein religiös aufgeladener Ort. Wenn du bei der Anfahrt nach links und rechts schaust, entdeckst du die eine oder andere Pilgergruppe. An kirchlichen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten oder zum Weihnachtsmarkt wandern bis zu 70 Fußwallfahrergruppen pro Jahr durch die Rhön zum Kloster.
Klostergaststätte
Sechs Tage sollst du schaffen, der siebente ist ein Ruhetag und deinem Gott geweiht, lautet sinngemäß eines der zehn Gebote. Heutzutage eher schwierig, denn Sonntag ist für die meisten von uns der einzige, wirklich freie Tag. Na dann ruhen wir sonntags wenigstens da, wo Gott gegenwärtig ist: in der Klostergaststätte.
Erfrischung statt Erlösung: Das – von den Franziskanern in der klostereigenen Brauerei – selbstgebraute Kreuzbergbier ist weit über die Klostergrenzen hinaus bekannt. Schmeckt süffig, aber schließlich ist ja heiliger Sonntag. Ich belasse es bei einem Bier.
Dass das gebraute Weihwasser nicht zu schnell seine „heilende“ Wirkung entfaltet, empfehle ich dir was zu essen. Statt geschmackloser Oblate stehen leckere Kässpätzle und deftiges Schniposa auf der Speisekarte.
Dem Himmel so nah
Religiöse Menschen fühlen sich dem Herrn gerne so nah wie möglich. Ich gehöre nicht dazu, aber spüre für einen Moment die Anwesenheit des Schöpfers. Die Haltestelle von Kloster Kreuzberg mit 860 Metern über Normalnull ist nämlich die höchstgelegene Haltestelle Frankens. Näher kommst du Gott also nirgends im Frankenland, während du auf den Bus wartest.
Falls du auf dem großen Parkplatz parkst, dann läufst du zwangsläufig an der Haltestelle vorbei. Ohnehin scheinen die meisten „Pilger“ mit dem Auto anzureisen. Ist halt doch bequemer als zu Fuß. Von Fulda aus ist Kloster Kreuzberg etwa 50 km entfernt, von Bad Kissingen etwa 40 km. Adresse: Kreuzberg 2, 97653 Bischofsheim.
Bewertung Kloster Kreuzberg
Ich mag Klöster, also Klöster als Gebäude und nicht unbedingt als Predigtstätte. Kloster Kreuzberg ist insofern ein besonderer Ort, weil hier Pilger, Wanderer und Genussfreunde aufeinander treffen. Falls du mit Familie oder Freunden einen Ausflug vorhast, dann solltest du beizeiten da sein und einen halben Sonntag einplanen. Oder du machst halt doch eine frivole Bier-Runde unter Männern draus. Prost! 🙂
Dein Lieblings-Reiseblogger für Urlaub und Reisetipps in Deutschland ist bei diesem Reiseziel unterstützt von Maritim Hotels. Ist dennoch meine persönliche Meinung!
Hallo Jan,
ich bin gerade etwas (positiv) erschrocken als ein Beitrag über den Kreuzberg in meiner Liste im Feed-Reader aufgetaucht ist. Viel wird darüber in der Regeln nämlich nicht gebloggt. Die Rhön ist meine Heimat und der Kreuzberg ist u.a. seit vielen Jahren ein beliebter Pilgerort für meine Freunde und mich. Allerdings eher weniger aus religiösen Gründen, sondern vielmehr, um sich mal wieder auf ein Bier zu treffen. Einfach ein toller Ort, der „Heilige Berg der Franken“. Danke für den Beitrag. (URL entfernt / Jan)
Viele Grüße, Daniel.
Hi Daniel, na dann sollte der Rhön’sche Tourismusverband vielleicht mal ein paar Aktionen starten, um die Gegend bekannter zu machen. Ich selbst habe die Rhön immer mal wieder auf dem Schirm, aber bin dann selten bis zum letzten Gedanken überzeugt. Schöne Heimat hast du auf jeden Fall! 🙂 LG Jan