Unterschied zwischen Stalagmiten und Stalaktiten? „Die -titen hängen!“ Seit dieser Lebensweisheit meines ehemaligen Chemielehrers zur Nebelhöhle bekomme ich die Eselsbrücke nicht mehr aus dem Kopf.
Und noch was Schlaues: Pareidolie – so nennt sich das Phänomen, in Gegenständen vermeintlich bekannte Dinge zu sehen. Prominente Beispiele: Gesicht auf der Mondoberfläche oder Monster in einer Wolkenformation. Von diesem Phänomen gibt es in der Nebelhöhle eine ganze Menge.
Seltsame Figuren
Du findest in diesem Artikel also ne Menge Fantasienamen, die mir sofort in den Sinn kommen, als ich bestimmte Formationen sehe. Links steht die „stolze Jungfrau“ ihren Mann, in der Mitte macht sich passend dazu „Buttplug“ breit und rechts hängt die „Eiserne Gardine“ zum Schutz vor Voyeuren. Ich bin mir sicher, die Gesteinsformationen haben auch „richtige“ Namen, aber meine frei erfundenen gefallen mir so gut, dass ich sie mit Dir teilen möchte.
„Dicker Räuber“, oder zumindest sein Schatten, ist nur von einer Seite aus als derselbige zu erkennen, von vorne ist er zu gut getarnt. Im Schlepptau befindet sich übrigens – leicht verdeckt – der diebische Nachwuchs.
Nicht Maurizio
„GauDino“ ist mein Liebling in der Nebelhöhle: Er wirkt mit seinem dinosaurierartigen Kopf und seinen gefährlichen Zähnen wie ein Jurassic-Park-Mitglied. Außerdem ist Mr. Rex super platziert. Im Hintergrund ist der „Höhlenreiter auf dem Sprung“ 🙂
Die „Drei Zwerge“ wachen aufmerksam über die Höhle und darüber, dass niemand hier herumschleicht, der nicht hierher gehört. Da die steifen Drei etwas träge wirken, müssen sie im echten Leben Beamte sein.
Die Klagemauer
Weniger steif, dafür aufrecht mit ner Menge Rückgrat, steht der „Totempfahl“ (links). Während der „Höhlenschrat“ (Mitte) versucht, seine geringe Größe durch einen mächtigen Schatten zu kompensieren, stimmt die „Klagemauer der Seelen“ ein trauriges Lied an.
„Alien Hut“ ist ganz bestimmt, aber ganz bestimmt Drehort für den nächsten Star-Wars-Film. Ich rufe gleich mal George Lucas an und schlage ihm das vor. Laserschwert schwingen auf der Schwäbischen Alb. Läuft.
Und wenn schon durch die halbe Welt fliegen, dann zumindest auf die Osterinseln. Eine Miniausgabe der berühmten Steinköpfe gibt es auch hier in der Nebelhöhle. Die wächst bestimmt noch.
Souvenirs
Falls Du auf die Idee kommen solltest, so eine kleinen Osterinselkopf als Souvenir mitzunehmen, don’t do it! Die Nebelhöhlenverwaltung findet das nämlich nicht so prickelnd. Was schon ne ganze Weile hier ist, soll auch noch ne ganze Weile hier bleiben. Genug mit Pareidolie und Co.! Die Nebelhöhle ist vor allem eins, und zwar wirklich richtig schön. Von den 813 Metern Gesamtlänge der Tropfsteinhöhle kannst Du aktuell rund 450 Meter begehen. Viel mehr, als sich von außen erahnen lässt.
Der Name Nebelhöhle, früher als Nebelloch bezeichnet, kommt tatsächlich vom Nebel: Wenn es im Winter draußen kalt ist, steigt warme Luft aus dem Inneren der Höhle nach oben. Dabei fällt kalte Luft von draußen durch die Öffnung in der Höhlendecke. Das Wasser kondensiert und es bildet sich … Nebel.
Auch was für Frostbeulen: Die Temperatur in der Nebelhöhle beträgt das ganze Jahr über konstante acht bis zehn Grad Celsius. Ne Jacke macht an sich also schon Sinn, genau so wie festes Schuhwerk (Ballerinas und Flip-Flops fallen nicht darunter). Spätestens wenn Du in Deutschland ein Schild für oder gegen etwas siehst, sollte deine innere Aufmerksamkeitslampe angehen.
Vorsicht, rutschig!
Es ist nicht übermäßig rutschig, aber nen halbwegs sicheren Tritt solltest Du schon haben, um die Nebelhöhle unangestrengt zu genießen. Wo Tropfen in einer Tropfsteinhöhle sind, kann Wasser nicht weit sein. Nen richtigen unterirdischen See findest Du hier nicht, dafür aber stellenweise reines, glasklares Wasser.
100 Stufen nach unten
Obwohl die Nebelhöhle beste Voraussetzungen für ein touristisches Ausflugsziel hat (mit dem Auto bis vor die Höhlentür, kostenlose Parkplätze, günstiger Eintrittspreis), kommen hier mit rund 50.000 Besuchern jährlich nur etwa halb so viele Gäste her wie in die nahegelegene Bärenhöhle. Zum einen könnte das am „Abstieg zur Hö(h)lle“ liegen: mehr als 140 Stufen geht es hinab in den Schlund der Schwäbischen Alb. Nichts für Rollstuhlfahrer, Fußkranke oder Gehfaule.
Zum anderen vielleicht an den Preisen, wobei ich die ziemlich fair finde: Erwachsene zahlen 4,50 Euro, Ermäßigte 3,50 Euro und Kinder von 6 bis 14 Jahren 2,50 Euro. Geöffnet hat die Nebelhöhle von etwa 9 bis 17 Uhr, von Dezember bis Februar ist Winterpause. Führungen gibt es keine.
Fazit Nebelhöhle
Ein richtig tolles Ausflugsziel für einen Tagesausflug: Die Nebelhöhle bei Sonnenbühl-Genkingen kannst Du super mit einem Ausflug ins Schloss Lichtenstein kombinieren. Die beiden schwäbischen Top-Sehenswürdigkeiten sind nur rund 4 Kilometer voneinander entfernt. Und wehe, Du kennst jetzt immer noch nicht den Unterschied zwischen Stalagmiten und Stalaktiten. 🙂
Mein Tipp: Klassiker in der Gegend ist Schloss Lichtenstein auf der anderen Seite der Alb. Ist das was für dich?
Hallo Jan, einen sehr schönen und interessanten Reiseblog hast Du da. Die Höhlen der Schwäbischen Alb stehen bei mir auch bald auf dem Programm 🙂 Ich wünsche Dir viel Erfolg weiterhin!
LG Wilson
Schwäbische Alb generell kann einiges 🙂