Zwischen Thüringer Wald und dem oberen Saaletal liegt eine ostdeutsche Perle versteckt. Ein Urlaub im Schiefergebirge ist für Biker, Wanderer und Langläufer ein wahres Paradies. Ich zeige dir meine persönliche Top 10+.
Das oben ist mein Lieblingsfoto, alleine schon des Ortsnamens wegen: Gottes Gabe. 🙂 Neben dieser Gabe begegnen dir in der Region malerische Täler und Berge, intakte kleine Orte und entzückende Thermalstädte. Schau dir die folgenden Ausflugstipps im Schiefergebirge an. Mit einem Klick auf die Überschrift springst du zum gewünschten Ausflugsziel, zur Orientierung wirf einen Blick auf die Karte.
- Video: Unterwegs mit Naturführerin Franzi
- Hier wirst du am (l)ehesten depressiv
- Städtetipp: Saalfeld mit Rostbrätel
- Mit dem Schiff über den Stausee
- Deshalb lebt die DDR ewig
- Sonnenuntergang mit Liebesgarantie
- Die Sage vom dicken Drachenschwanz
- Porträt: Kreative Kräuterhexe
- Finde den Fehler: Schloss Burgk
- Schräg. Schiefer. Park.
- Café-Tipp: Konfiserie Lauenstein
- Schlechtwetter-Tipp: Nationalparkhaus
- Fährtipp: Deutschlands einzige Stausee-Fähre
- Das Schiefergebirge passt zu dir, wenn…
Blaues Gold und Blaues Nass
Bei einer Wanderung durch das südliche Thüringen findest du zahllose Bäche, die dich mit milden Nass und angenehmer Kühle beschenken. Wasserblau und Fichtengrün sind deine ständigen Begleiter in der idyllischen Natur im Schiefergebirge. Eine menschliche und schöne Begleiterin ist Franziska Jacob: Die einheimische Naturführerin zeigt mir einen echten Geheimtipp.
Hier geht es zum kompletten Blogartikel über die Wanderung mit Franziska. Abseits der Natur stehen am Wegesrand, da wo Gebirgsbewohner über Jahrhunderte mit dem Schiefer das „blaue Gold“ als Grundlage ihrer Ernährung abbauen, in der Sonne glitzernde schieferbedeckte Häuser. Eine Stadt ist dafür besonders bekannt.
Schifferstadt äh Schieferstadt
Lehesten ist im wahrsten Sinne des Wortes schiefer als andere Städte in Deutschland und eine Schieferstadt, wie sie im (Gesteins-)Buche steht. Das 1.500-Seelen-Örtchen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gilt als Hochburg des „blauen Golds“. Passenderweise beheimatet es die älteste Dachdeckerschule Deutschlands.
Die Häuser sind komplett in dunkle Kostüme gehüllt, manche tragen zumindest unten herum bunt – oder weiß. Was im Sonnenlicht nach tollem Fotomotiv aussieht, kann ab Herbst ganz schon trist werden. Gerüchte zufolge lässt sich ein (mangelnder) Humor der Lehestener davon nicht ableiten. 🙂
Klein-Großstadtflair in Saalfeld
Saalfeld an der Saale ist mit seinen 25.000 Einwohnern keine Metropole, aber sie ist die größte Stadt im Thüringer Schiefergebirge und damit (Shopping-)Anziehungspunkt für Menschen aus dem „Hinterland“. Hauptmagnet für Touristen ist die Feengrotte, mit der viele Einheimische innerlich auf Kriegsfuß stehen. Sie gilt als das farbenreichste Schaubergwelt der Welt und ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet – bei 15 Euro Eintritt. Sehenswert(er) sind der historische Stadtkern und der gemütliche Marktplatz. Dort genießt du zuckersüße Sommerfrische bei Kaffee und Kuchen.
Klassischer Auf-Hand-Snack ist Rostbrätel, ein Steak auf Brötchen mit Zwiebeln – nicht zu verwechseln mit der bekannten Thüringer Rostbratwurst. Den besten Rostbrätel in Saalfeld schiebst du dir bei „Mannheims“ rein, dem bekanntesten und preisgekrönten Metzger der Stadt.
Falls du dich doch für Thüringer Rostbratwurst entscheidest, dann gilt „Don’t catch up (ketchup) the Bratwurst“ als oberstes Prinzip des Thüringers. Es sollte deshalb mit einem Klecks Senf (oder oben ohne) strengstens befolgt werden. 🙂
Hohenwarte Stausee
Auf der einen Seite geht es schrecklich-steil runter, auf anderen Seite schipperst du gemütlich-flach übers Wasser. Das Wort Stausee hört sich nicht besonders romantisch an, der Begriff Thüringer Meer schon eher. Das „Meer“ wirkt stellenweise, als sei es von den Grimm-Brüdern oder dem Romantiker Clemens von Brentano persönlich geschaffen.
Eine vergnügliche Schifffahrt, auch im Mondschein möglich, gehört zu den märchenhaften Ausflugszielen im Schiefergebirge. Auf der Homepage der Fahrgastschifffahrt Hohenwarte findest du den aktuellen, wetterabhängigen Fahrplan. Je nach Tourlänge zahlst du zwischen 14 und 40 Euro pro Fahrt, Kinder zahlen in der Regel die Hälfte. Schöner Ausflug!
Mauer im Kopf
Als ich mit Einheimischen, vorwiegend älteren Schiefergebirglern, spreche, fällt mir eines deutlich auf. Die Mauer zwischen Ost und West ist noch lange nicht abgerissen – zumindest nicht in den Köpfen vieler Ostdeutscher. Für sie ist „früher alles besser“ und „Merkel schuld“. Durch solche Ansichten fühle ich mich teilweise fremd – und das im eigenen Land.
Fast 40 Jahre lang trennt der Eiserne Vorhang europäische Staaten und Familien. Obwohl er keine „greifbare“ Grenze wie die Berliner Mauer ist, so dient der mehr als 12.000 km (!) lange Streifen damals wie ein Keil zwischen Mensch und Natur. Um daran zu erinnern, bietet das „Gründe Band Deutschland“ einen lebendigen (Wander- und Erinnerungs-)Raum für deinen Urlaub im Schiefergebirge.
Saaleschleife bei Altenbeuthen
Altenbeuthen ist ein kleines Dörfchen mit einer wunderschönen Kirche, drei Gasthäusern, weniger als 300 Einwohnern und viel guten Aussichten. Den schönsten Ausblick auf die Saaleschleife genießt du von der Hohe Leite (= Hoher Weg) auf 550 Meter Höhe. Auf dem Hügel üben sich einheimische Jugendliche in ersten Trink- und Knutschversuchen. Kein Wunder, bei dieser geballten Portion Romantik.
Bei Tag hast du etwa 14 Dörfer im Blick, darunter die Weltdorfmetropolen Liebschütz, Weißbach und Schleiz. 🙂 Zu deinen Füßen liegt der Hohewarte-Stausee und die eben erwähnte Saaleschleife mit dem sogenannten Drachenschwanz. Tipp: Es gibt zwei Wege on top (einer kurz steil, einer lang ansteigend), und ich empfehle dir den langen.
Drachenschwanz
Ich bin gerne draußen und bewege mich gerne an der frischen Luft, also was liegt näher als eine Wanderung im Schiefergebirge? Die Gegend ist bekannt für verschiedene Wanderwege: einer davon führt mich zum bereits erwähnten Drachenschwanz. Diese Sage steckt dahinter.
Highlight auf dem insgesamt 75 km langen Rundweg um den Hohenwarte-Stausee: der Drachenschwanzblick. Einer Legende nach soll hier einst ein großer Drache hausen, der von Riesen getötet wird. Der Drache verendet und das einzige, das noch aus dem Wasser ragt, ist tataaa der Drachenschwanz.
Kräuterhexe im Kräuterland
„Thüringen ist ein echtes Kräuterland“, lerne ich während meines Besuchs bei der „Kräuterhexe von Probstzella“. Antje Pabst hat kein schwarzes, krauses Haar und reitet auch nicht auf einem Besen, aber der Name ihres Wildkräuterladens hat was: Druidenstein-Werkstatt (> hier geht es zum kompletten Blogartikel).
Burgschloss oder Schloss Burgk?
Falls du bei deinem Urlaub im Schiefergebirge heimlich eine Fee im Gepäck hast, dann gibt es einen Ort, wo sie sich in authentischer Umgebung sehr wohlfühlen wird. Stolz erhebt sich das schneeweiße Schloss Burgk (nein, kein Schreibfehler!) im Naturpark Schiefergebirge märchenhaft über dem Saale-See. Hinter den Wehranlagen findet du ein Best-of an Architektur, das wie ein Gang durch die architekturale (gibt es das Wort überhaupt? :-)) Geschichte vom Mittelalter bis zum Rokoko anmutet.
Hauptattraktionen sind die Aussicht auf die Talsperre, der Sophienpark mit Rokoko-Pavillon und der mumifizierte Hund hinter einer Scheibe am Eingang. In der Schlosskapelle gibt es eine echte Silbermann-Orgel fürs Orgelvorspiel. 🙂 Die Stimmung auf Schloss Burgk ist mystisch, was am Tag meines Besuchs vermutlich am trüb-regnerischen Nebelwetter und den damit fehlenden Massentouristen liegt. Das Prunkstück öffnet von Mai bis Oktober seine Tore: dienstags bis sonntags von 11 Uhr bis 18 Uhr, im Winter bis 16 Uhr. Für Erwachsene kostet das Burgabenteuer rund sechs Euro Eintritt.
Schieferpark Lehesten
Der Schieferpark Lehesten ist eine der kuriosen Location, die ich bis dato auf meinen Reisen sehe. Überall liegen Schieferplatten rum und die Stimmung erzeugt teilweise Lost-Place-Feeling. Bei einer Führung durch die Bergwerkseinrichtungen im Schieferpark Lehesten erlebst du, wie Schieferbergbauern im Schweiße ihres Angesichts das „blaue Gold“ ernten. Im großen Erlebnisgelände bewegst du dich zwischen Halden, Stollen und Mauern. Bei Google suchst du am besten nach „Historischer Schieferbergbau Lehesten“ oder du klickst hier.
Glück auf! Im sogenannten Göpelschacht gehst du für sieben Euro „Führerlohn“ dienstags bis donnerstags von 10 Uhr bis 13 Uhr „unter Tage“. Anekdote: Man fährt (!) übrigens immer in einen Berg ein – egal, ob zu Fuß, per Bähnchen oder mit dem Pferd. 🙂 Freitags zeigen ehemalige Bergleute um 10 Uhr, am Samstag von 10.30 Uhr bis 14 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr ihr einstiges Reich und bieten Führungen an.
Süßes beim Urlaub im Schiefergebirge
Ein Tag ohne Schokolade oder Kuchen ist für mich ein vergeudeter Tag, im Urlaub erst recht. 🙂 Schön, dass diese Tradition auch im Urlaub im Schiefergebirge weiterhin stattfindet. Nächster Halt: Kaffeestop in der Confiserie Lauenstein in Ludwigsstadt.
Mein Leben nach dem Tod stelle ich mir ziemlich genau so vor, denn die Theke mit selbstgemachten Pralinen, Torten und noch mehr Schoki zieht sich fast durch den ganzen Laden. „Männer mögen’s dunkler, Frauen fruchtiger“, so die Verkäuferin. Praktisch: Ein Café ist in den Laden integriert, also nimm deinen süßen Liebling direkt mit an den Tisch – und deine/n Partner/in natürlich auch. 🙂
Nationalpark-Haus Leutenberg
Eintritt frei: Das Naturparkhaus mit großem Naturerlebnis-Bereich und zwei Spielplätzen ist ein optimales Ausflugsziel bei Regen und/oder für Kinder. Wie in vielen Naturparkhäusern, erfährst du in der Ausstellung eine Menge über Land und Leute. Führungen gibt’s nur nach Voranmeldung.
Thüringens einzige Autofähre
Falls du während deines „schiefernen“ Urlaubs around Altenroth bist und trockenen Fußes auf die andere Flußseite magst, dann verpasse dies nicht. Von Altenroth führt die „Mühlenfähre“ zur Linkenmühle, einem idyllischen Ausflugslokal am Stausee. So sparst du dir 30 km Umweg über die – immer noch nicht wiederaufgebaute und somit – nicht befahrbare Brücke.
Die einzige (Auto-)Fähre in Thüringen bringt dich gemeinsam mit deiner Karre in nur fünf Minuten direkt über den Stausee. Unter 0176/15463429 hast du den Fährmann direkt an der Strippe. Ob er WhatsApp hat, weiß ich nicht, also ruf an. 🙂 Fährzeiten sind im Sommer täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr, allerdings macht der Fährmann von 13.30 bis 14 Uhr seine wohlverdiente Pause. Preise: PKW inkl. Fahrer 2,50 Euro, Fahrräder inkl. Radler 2 Euro und Fußgänger 1,50 Euro, Kinder unter 6 Jahre kostenlos.
Bewertung Urlaub im Schiefergebirge
Keine Frage, die Natur im Schiefergebirge ist rein und ursprünglich. Bei Wanderungen, Ausflügen mit dem Auto und Biketouren wirst du beim Urlaub im Schiefergebirge schnell hungrig und suchst authentisches regionales Essen. Die meisten Gasthäuser stehen unter dem Einfluss Thüringer Küche mit Bratwurst, Klößen, Erdäpfeln und Zwiebelkuchen. Falls die Gastronomie geöffnet hat, gut, denn sonst kannst du nicht jederzeit einfach so essen gehen. Die Anreise oder Tagestouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist eher sinnlos, dafür ist die Infrastruktur stellenweise gar nicht vorhanden. Wenn dir das egal ist, dann findest du bei einem Urlaub im Schiefergebirge eine Menge Ruhe und Erholung. Falls du noch mehr Ausflugstipps suchst, dann scrolle nach oben und lies den Blogartikel nochmal. 🙂
Mein Tipp: Die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt ist von Saalfeld aus gar nicht so weit entfernt (ca. 60 km). Warum ich damals zum Fan werde und immer noch Erfurt-Groupie bin, erfährst du im Blogartikel zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Erfurt.
Dein liebster Reiseblog zu Reisen in Deutschland und für Reisetipps im eigenen Land ist bei dieser Aktion unterstützt von Thüringen Tourismus. Der Artikel stellt dennoch meine eigene Meinung dar.
Hallo.
Sehr interessanter Beitrag über das Schiefergebirge.
Was mir ein wenig negativ aufgestoßen ist war der Seitenhieb auf die „Ostdeutschen“ welche früher alles besser fanden. Das ist mir ein wenig einseitig. Ich arbeite selbst mit vielen Menschen aus Ost und West. Die meistens finden es super dass die Teilung vorüber ist. Es gibt aber auf beiden Seiten Menschen die sich die Mauer wieder zurückwünschen, egal wo sie früher lebten. Und frage ich Bürger im Westen ob sie schon mal im Osten Urlaub gemacht haben kommt eher ein Nein als ein Ja. Von daher haben auf allen Seiten noch genug Leute mit der Mauer im Kopf zu tun.
Hi Matthias, da gebe ich dir absolut Recht. Ich teile hier ja nur meine eigenen, persönlichen Erfahrungen. Dass sie diese nicht unbedingt mit deinen decken, ist absolut legitim. Für mich hat es sich so angefühlt, als ob sehr viele Leute dort „ihrer tollen Vergangenheit“ nachtrauern. Das konnte und kann ich bis heute nicht nachvollziehen – aber vermutlich deshalb nicht, weil ich ein „Wessi“ bin. Herzlichen Dank auf jeden Fall für deinen wertvollen Input. LG Jan