Selten mache ich eine Wanderung im Schwarzwald, die so viele Sinne anspricht wie die Tour auf dem Schwarzwald Genießerpfad bei Calw. Welche das sind und warum die Rundwanderung (d)ein Muss ist, erfährst du jetzt.
Mein sorgenvoller Gesichtsausdruck gilt nicht dem Wanderweg, sondern der Geschichte, die zur Kopf-ab-Stätte gehört. Erzähle ich dir etwas weiter unten. Keine Sorge, diese Stelle bleibt das einzige „Gruselige“ auf dem Calwer Genießerpfad, sonst wäre es ja der „Gruselpfad“. 🙂
- Länge: ca. 14 km
- Dauer: ca. 5 Stunden
- Einkehr/Parken: Wanderheim Zavelstein
- Parken: Wanderparkplatz Wimberg
- Abkürzung: an dieser Stelle den Weg wechseln
Rund um den Schwarzwald Genießerpfad gibt es einige Parkplätze. Auf dieser Tour empfehle ich den Einstieg am Wanderparkplatz Wimberg. Von dort geht’s direkt in den Wald hinein. Halte dich nach links, und dann wartet auch gleich schon der erste Höhepunkt auf dich.
Gimpelstein
Nachdem du die Stadt Calw im wahrsten Sinne des Wortes links liegenlässt, erreichst du den Gimpelstein, eine mächtige Sandsteinformation hoch über der Stadt. Von hier aus genießt du einen schönen Weitblick über das Nagoldtal. Woher der Name Gimpelstein stammt, ist bis heute ein Mysterium. Manche vermuten von der Vogelart Pyrrhula pyrrhula, besser bekannt als Gimpel. Aha.
Schafott
Nach einem lockeren Anstieg erreichst du eine furchteinflößende Stelle mitten im Wald, an der ich nachts nur ungern wäre: das Schafott. Um 1800 wird dieses gemauerte Podest errichtet und bis 1818 als Hinrichtungsstätte genutzt. Eine Schwertnachbildung ist ein Hinweis auf diesen grausamen Platz und was sich hier einst ereignet.
Letzte „Kundin“ auf dem Calwer Schafott ist Gertrude Pfeiflin von Teinach. Grund ist ein Raubmord an ihrer Bekannten Witwe Blocher. Während die beiden am Ufer der Murg bei Baiersbronn picknicken, schnappt sich Gertrude ein zuvor besorgtes Beil und erschlägt die Witwe mit zwei Hieben auf den Kopf. So landet Raubmörderin Gertrude am 28.08.1818 als Verurteilte auf der Calwer Hinrichtungsstätte. Schwert hoch, Kopf ab!
Rötelbachtal
Weiter geht es über Stock und Stein zum schönsten Teil des sogenannten Wasser-, Wald und Wiesenpfads – hinein in das Rötelbachtal. Umgeben von herrlicher Natur, dem Gurgeln des Baches und fröhlichem Vogelgezwitscher schweifen deine Gedanken frei dahin. Ein Fußbad im kühlen Bach erfrischt deine müden Wanderknochen. Ich bleibe lieber trocken. 🙂
Das Rötelbachtal ist das, was die meisten Reisemagazine gerne als „wildromantisch“ und „idyllischer Geheimtipp“ bezeichnen. Lyrisch betrachtet mag das passen, schließlich soll der Dichter Hermann Hesse oft im Schwarzwald wandern gewesen sein. Und da Calw seine Geburtsstadt ist, war der Schriftsteller wohl oft am Rötelbach unterwegs. Zurecht.
Stubenfelsen
Nach der Rötelbach-Erholung geht es steil bergauf zum Stubenfelsen. Dort erwartet dich eine kleine Mutprobe: Gehe durch einen schmalen Spalt zwischen zwei hohen Felsen. Glück hat derjenige, der unbeschadet wieder herauskommt. Eine alte Überlieferung besagt: Wer lügt, wird von den Felsen zerquetscht. Autsch.
Wanderheim Zavelstein
Nach dieser felsigen Aufregung führt dein Weg weiter zum Wanderheim Zavelstein, der mehr oder weniger einzigen Einkehrmöglichkeit auf dem Schwarzwald Genießerpfad. Im gemütlichen Biergarten kannst du dich stärken und dir etwas Ruhe gönnen. Parken geht hier auch ziemlich gut, denn der Parkplatz am Zavelsteiner Wanderheim ist wesentlich größer als die anderen Wanderparkplätze.
Endspurt
Mit neuer Energie führt dich der letzte Abschnitt auf dem Schwarzwald Genießerpfad durch eine herrliche Landschaft. An dieser Stelle hinter Speßhardt kreuzt du deinen bisherigen Weg, was damit auch eine Möglichkeit zur Abkürzung ist.
Wildschweingehege
Dein letztes Highlight bei dieser Wanderung im Schwarzwald ist unter aller Sau. Im Wildschweingehege geht es oft sehr schweinisch zu. Von der Aussichtsplattform aus beobachtest du heimlich das versaute Treiben. Auf dem 5 Hektar großen Schwarzwildgehege werden Wildschwein und Co. regelmäßig artgerecht mit Getreide, Mais und Rüben gefüttert. Musst du also nicht tun.
Der Schwarzwald Genießerpfad hat eine Gesamtlänge von circa 14 km, mit Abkürzung ganz grob die Hälfte. Etwas Kondition und feste Wanderschuhe sind von Vorteil. Offizielle 4,5 Stunden Wanderung durch Streuobstwiesen, über Aussichtspunkte und Felsformationen sowie das Plätschern des Rötelbachs halten das, was der Name Wasser-, Wald und Wiesenpfad verspricht.
Bewertung Schwarzwald Genießerpfad
Eine Wanderung im Schwarzwald ist immer ein Erlebnis, erst recht auf dem Wasser-, Wald und Wiesenpfad alias Schwarzwald Genießerpfad bei Calw. Umschlossen von einem märchenhaften Wald, inklusive Beobachtung von Wildtieren und Einkehr im Wanderheim, lässt dich diese Tour glücklich bleiben. Die Rundwanderung für jeden zu empfehlen, auch für Kinder und eigentlich auch für die ganze Familie. Die Runde ist so straight mit „Schwarzwald Genießerpfade“ ausgeschildert, dass du dich nicht verlaufen wirst. Toller Wanderweg, klares Muss. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Rund 30 Fahrminuten von Calw entfernt, liegt das Örtchen Hohenwart bei Pforzheim. Neben dem klassischen Aussichtsturm siehst du bei deiner Wanderung dort eine ganz kuriose Grube.
Hallo!
Wo genau ist denn das Wildschweingehege? Ich hätte es letztes Jahr wissen müssen, da hab ich einen Frischling aufgelesen und wusste nicht, wohin damit….:-/. (Den Scheltenden zum Trotz: ich weiß, ich weiß – man darf es nicht…..)
VG
Stef
Hallo Stef, danke für den Hinweis. Ich ergänze den folgenden Link auch gleich im Text. Der Steg, der in das Gehege hineinragt, müsste etwa hier sein: https://goo.gl/maps/KTzQRBmEHtVy8nTQ6 – allerdings ist das „Schwarzwildgehege Wimberg“ auch klassisch bei Google Maps zu finden. 🙂 LG Jan