Du gehst gerne wandern in Baden-Württemberg und suchst einen neuen Tipp? Diese Wanderung um Horrheim führt dich über Weinberge durch eine harmonische Naturpark-Landschaft bis zu einer verlassenen Klosterruine im Wald.
Wandern um die Seewaldseen
- Länge: ca. 10 km, abkürzbar
- Dauer: ca. 3 bis 4 Stunden
- Boden: eher Schotter/Asphalt statt Pfad
- Hunde erlaubt: ja, viele 🙂
Schön, dass du da bist. Ich bin Jan und nehme dich mit an den See. St. Trinitas, Nonnensessel und Baiselsberg sind drei Begriffe, die du vor deiner Tour um die Seewaldseen vermutlich noch nie gehört hast. 🙂 Dieser Blogartikel macht dich schlauer und zeigt dir gleich noch eine schöne Wanderung im Ländle.
Seewaldseen Horrheim
Die Wanderung um Horrheim führt dich zunächst an den Seewaldseen vorbei, die an Sommertagen aufgrund ihrer idyllischen Lage und der ausgezeichneten Wasserqualität zum Baden einladen. Sie sind die einzigen Badeseen im Ludwigsburger Landkreis.
Baiselsberg
Von den Seen aus (Oberer und Unterer Seewaldsee) empfehle ich dir die Wanderrichtung entlang der Strombergstraße, vorbei und der Stromberghütte sowie der Hütte „Laubsteigle“. Am nächsten Höhepunkt hast du fast schon die Hälfte der Strecke hinter dir, wobei Höhepunkt nur geografisch gemeint ist.
Der Baiselsberg markiert mit 477 Metern die höchste Stelle des Strombergs, Aussicht allerdings Fehlanzeige. Dieses „Highlight“ besteht aus einem Blair-Witch-artigen Steinhaufen und einem Schild, so dass jeder weiß, wo er/sie sich aktuell befindet. Wenn du nicht gerade einen ausgeprägten Stein-Fetisch hast, kannst du dir den kurzen, steilen Umweg sparen.
Nonnensessel
Nicht weit von der sensationellen Baiselsberg-Aussicht entfernt, liegt eine eher bodenständige Sehenswürdigkeit. Liegen im wahrsten Sinne des Wortes: Der sogenannte Nonnensessel ist ein Stein, dessen Ursprung auch Historikern Rätsel aufgibt. Der Weg zum steinernen Glück ist sauber ausgeschildert, du kannst den Nonnensessel also nicht verfehlen.
Nonnenkloster St. Trinitatis
Wo ein Nonnensessel ist, kann auch ein Nonnenkloster nicht weit sein. 🙂 Fromme Frauen lassen sich hier im 14. Jhd. als Klausnerinnen nieder, später als Augustinerinnen und irgendwann wird das Gebäude abgerissen. Heute sind die Ruinen des ehemaligen Nonnenklosters St. Trinitatis eine sehr unique Sehenswürdigkeit – mitten im Wald.
Noch bis Beginn des 20. Jhd. sind Reste der Ruine sichtbar, die sich dann die Natur nach und nach zurückholt. Erst ab Ende der 1970er-Jahre entdecken Archäologen die Überreste des Klosters. Indiana Jones 1.0 quasi. Der Ziehbrunnen der Klosteranlage (siehe Fotos) zum Sammeln des Grundwassers hat eine Tiefe von immerhin 10 Metern.
Ab in die (Wein-)Berge
Vom Kloster aus ist es nicht weit bis zum Waldrand. Ab dann führt der Rundweg am oberen Teil der Horrheimer Weinberge entlang und gibt dir so den Blick auf die weitläufige Rebenlandschaft frei. Ich bin mir sicher, mein Wow-Gefühl beim ersten Anblick wirst du teilen. Teilweise siehst du von hier aus die Seewaldseen.
Wanderung um die Seewaldseen
Für die rund 10 km lange Wanderung solltest du ab Parkplatz Seewaldseen etwa drei bis vier Stunden einplanen. Aufgrund der mäßigen Steigung eignet sich die Wanderung auch gut für Ausflüge mit Kindern. Die Wanderwege rund um die Seewaldseen sind breit und quasi barrierefrei, daher auch für Radfahrer, Kinderwägen, Rollstühle, Hunde etc. geeignet.
Normale Wanderkleidung ist völlig ausreichend, auch mit Sneakern kommst du gut durch. Das berühmte „feste Schuhwerk“ ist nicht nötig. An wärmeren bzw. heißen Sommertagen empfehle ich dir eine Kopfbedeckung – vor allem auf der Etappe durch die Weinberge.
Tipps für die Anfahrt
Falls du mit dem Auto kommst, dann kannst du auf dem Wanderparkplatz zwischen Horrheim und Gündelbach – direkt an der Landesstraße L1131 – parken. Die Seewaldseen sind ausgeschildert. Falls du mit Öffentlichen Verkehrsmitteln anreist (gibt keinen Bus zu den Seen!), starte deine Wanderung in Horrheim. Von dort aus sind es zu Fuß etwa 30 Minuten bis zum Startpunkt der Tour.
Bewertung Wanderung um die Seewaldseen
Falls du in diesem Blogartikel zum ersten Mal von den Horrheimer Seewaldseen liest, dann wirst du vor Ort begeistert sein. Wenn dir wandern zu langweilig ist, wie wäre es dann mit baden, angeln oder FKK? Ist da alles nämlich sehr beliebt. Die Seen-Tour wird auch deine persönliche (Lieblings-)Wanderroute werden, wenn du eine vielfältige Landschaft und eine Handvoll visuelle Highlights (See, Kloster, Weinberg) magst. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Von Stuttgart Richtung Vaihingen an der Enz findest du viele tolle Wanderwege. Einer davon ist die Wanderung zum Derdinger Horn bei Oberderdingen. Was genau das Horn ist und ob es dich glücklich macht, liest du hier.
Was das Netz über die Seewaldseen sagt
Die beiden Horrheimer Seewaldseen (Oberer Seewaldsee und Unterer Seewaldsee) gelten als die einzigen Badeseen im Umkreis von Ludwigsburg. Die zwei Seen nutzen sehr vielen Besucher im Sommer zum Baden. Im oberen Seewaldsee sind FKK erlaubt, im unteren Seewaldsee darf man in Klamotten schwimmen. Die Seen werden auch befischt, was in der Badesaison aufgrund der großen Anzahl an Badegästen im Verhältnis zur Größe der Seen problematisch ist. In unmittelbarer Nähe der Seen gibt es auch einen Kinderspielplatz und Möglichkeiten zum Grillen. Das Kreisgesundheitsamt ist für die Überwachung der Wasserqualität der beiden Seen zuständig. Laut Badegewässerverordnung müssen die Seen einmal vor und fünfmal während der Badesaison kontrolliert werden. In den letzten Jahren gab es immer die Bestnote, das heißt die beiden Seen haben eine hervorragende Qualität und sind sehr gut zum Baden geeignet.
FKK am Oberen See
Der Obere Seewaldsee liegt direkt beim unteren Seewaldsee. Während jener Untere Seewaldsee bei Familien mehr noch dem jungen Volk zugewandt ist, bespaßen sich am Oberen Seewaldsee vielmehr die Erwachsenen. Hier ist nebensächlich Nudismus zugelassen – mehr noch – denn Volk in Badekleidung ist dann vielmehr die Minderheit. Auch trifft sich hier die Szene zum lockeren Plausch bei Kaffee und Kuchen.
Über den Ort Horrheim
Horrheim ist eine Weinbaugemeinde als Ludwigsburger Stadtteil am Stromberg. Es gehört zur Gemeinde Vaihingen an der Enz, im Mettertal zwischen Eselsberg und Baiselsberg gelegen. Die Spitze des Horrheimer Wappens ist ein schwarzer württembergischer Hirschstock aus Silber mit rotem Langstiel mit linkem Mundstück und daran hängenden Goldbeschlägen. Heraldische Nummern wurden in Siegeln aus dem 15. Jhd. aufgezeichnet.
Baiselsberg, nördlich des Ortes, ist die höchste Erhebung Strombergs. Die Weinberge befinden sich über 350 m über dem Meeresspiegel. Auf den Bergen gibt es dichte Mischwälder. An seiner Südostseite befindet sich die Ruine der Abtei Baiselsberg. Der Weg am Waldrand bietet Panoramablicke über den Ludwigsburger Kerker bis hin zur Schwäbischen Alb. Auf dem Weinberglehrpfad ist ein Weinbaulehrpfad mit rund hundert verschiedenen Rebsorten eingerichtet.
Misthäufles-Türken
Die Horrheimer werden regional oft als „Misthäufles-Türken“ bezeichnet. Der Ursprung ist eine Legende, dass in einer kalten Nacht, als die Türken Wien belagerten, einer der Horheimer Mauerwächter den im Komposthaufen verstreuten Dampf des feindlichen Lagerfeuers für Dünger hielt und die Stadt daraufhin bewaffnet rief. Erst im Morgengrauen wurde klar, dass das „türkische Feuer“ nichts als ein Misthaufen war. Als Reaktion darauf nannten die Horrheimer ihren Wein „Türkenblut“, doch ab 1971 wurde der Wein nach der richtigen Lage in „Klosterberg“ umbenannt.
Die nach der Reformation gesäuberten und verfallenen Grundmauern der Augustinerabtei Heilige Dreifaltigkeit sind nun freigelegt und auf dem Berg Bethel zu sehen. Bei der Ausgrabung wurde eine große Menge Keramik gefunden, sowie Fragmente von Glaswaren und Metallgegenständen wie Sicheln oder Meißeln.
Kultstätte der Heiden
Der Baiselsberg, wo Horrheim liegt, ist der höchste Punkt im Stromberg-Gebiet und soll in vorgeschichtlicher Zeit eine Kultstätte der Heiden gewesen sein. Die erste Erwähnung der Stadt Horrheim im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch geht auf das Jahr 771 n. Chr. zurück. Im 12. und 13. Jahrhundert wurde ein „Herr von Horrheim“ benannt, später wurden Horrheim und Hohenhaslach erwähnt. Hauptsächlich im Besitz der Adelsfamilie Belrein von Eselsberg, deren Nachfolger der Graf von Vaihingen war, der 1364 mit Schloss Eselsberg nach Württemberg kam. In den Besitzwechseln und weiteren Urkunden aus dem 14. und 15. Jahrhundert wird Horrheim zwar als Stadt bezeichnet, über die der Stadt eingeräumten Rechte ist jedoch nichts bekannt, so dass der Ortsname nur auf den Brunnen zurückgeführt werden kann – eine zugespitzte Merkmal des Ortes. Reste der einstigen Befestigungsanlage sind heute noch vorhanden (Mauern, Wassergräben, Rundtürme).
Ruinen auf dem Baiselsberg
Ein Wanderweg führt zum „Gipfel des Berges“, wo ein Schild auf den „höchsten Punkt des Strombergs“ hinweist. Teilweise verläuft sie auf einer alten Trasse, die vom Südostfuß des Baiselsbergs in Richtung Sternenfels verläuft. Auf einem Ausläufer am Nordhang, beim Gewann Schlössle, trifft man auf die um 1200 von den Bromberger Adeligen erbaute und 1824 bis auf die Grundmauern abgerissene Burg Bromberg. Hangabwärts sind noch Reste der einstigen Burg Bromberg am Kirbach zu erahnen, von denen nur noch die aus dem 12. Jhd. bekannte Bromberg-Mühle vorhanden ist.
Etwa 300 Meter südlich von Burgstall liegt die kleine Siedlung Kelterle, die ab 1900 auf einer deutlich älteren Siedlung in einer Waldklinge angelegt wurde. Etwa 500 Meter im Süden des höchsten Punktes befinden sich die restaurierten Grundmauern des Klosters Baiselsberg, die während der Reformation aufgegeben und dann abgerissen wurden.
Im Heidenkopf, oberhalb des Südwesthangs, sind Reste einer prähistorischen Stadtmauer aus übergroßen Steinen erhalten, die aufgrund ihres Gewichts der üblichen Zweitnutzung entgangen sein dürften. Das zuständige Landesamt hat Spekulationen zurückgewiesen, dass es sich um Zeugen einer noch unbekannten Megalithkultur in Süddeutschland handelt.
Die Legende der Misthäufles-Türken ist etwas verdreht beschrieben, aber die Gesamtschau zur Landschaft bei Horrheim sehr stimmig.
Die gefasste Quelle an der Stromberghütte mit bestem Mineralwasser ist eine Erwähnungen, hier können Wanderer und Radfahrer ihre Wasserflaschen auffüllen.
Horrheim ist ein Ortsteil der Stadt Vaihingen an der Enz (kein Ludwigsburger Stadtteil).
Hallo Volker, danke für deine Nachricht und die Informationen. Bei der „Zugehörigkeit“ einer Location muss ich immer etwas „größer“ denken, da ich ja bspw. auch Speckgürtel-Stuttgarter Richtung Filderstadt anspreche. Von denen kann Vaihingen/Enz kaum einer verorten, LB hingegen schon eher. Für bis ins Detail korrekte Angaben gibt es wahrlich bessere Webseiten. 🙂 VG Jan