Bad Urach ist unter Natur- und Wanderfans sicherlich kein Geheimtipp, dafür aber der Hohenurachsteig. Im Gegensatz zum bekannteren, klassischen Wasserfallsteig (schönster Wanderweg 2016) gibt’s hier eine Burg obendrauf.
- Länge: ungefähr 15 km
- Dauer: zwischen 5 und 6 Stunden
- Weg: vorwiegend Naturpfad
- Beste Jahreszeit: Spätsommer/Herbst
- Schön fürs Auge: Bad Urach Wasserfall
Bekanntlich ist jeder Aufstieg schwer, warum sollte das auf dem Hohenurachsteig also anders sein? 🙂 Vom Startpunkt aus, der Haltestelle „Ermstal Klinik“, besteht der Wanderweg zunächst nur aus flachem Asphalt. Ab „Bad Urach Bahnhof“ geht’s steil bergauf – mitten in den wunderbaren (Schilder-)Wald hinein.
Über Stock und Stein
Während deiner Wanderung stehen links und rechts üppig grüne Mischwälder Spalier und spenden Schatten. Ich mag vor allem die schmalen Waldpfade. Auch der entspannende Waldboden-Geruch bringt mich wieder ins Lot. Fruchtbare Formationen von Mutter Natur begleiten mich – und dich.
Fels ohne Brandung
Die besten Aussichtspunkte auf dem Hohenurachsteig sind die „Hanner Felsen“. Es gibt drei von ihnen (Vorderer, Mittlerer, Hinterer Fels) – jeweils mit klassischer Sitzbank ausgestattet. Für Familien mit Kindern heißt es aufgepasst: Die Panoramaplattformen sind nicht (!) durch Geländer oder Mauern gesichert. Falls du also nicht für immer in einer Felsspalte verschwinden möchtest, halte dich vor allem bei Regen vom Rand fern.
Mir persönlich gefällt der Hintere Hanner Fels am besten. Von 707 Höhenmetern aus hast du Ruine Hohenurach, das „Uracher Tal“ sowie Bad Urach selbst fest im Blick. Wahnsinnig toller Ausblick!
Wege am Hohenurachsteig
Auf dem Premiumwanderweg bleibst du auf jeden Fall glücklich. Auch wenn einige Wanderwege teils gesperrt sind oder good old Outdooractive eine verwirrende Streckenführung vorgibt, so kommst du auf jeden Fall ans Ziel. Halte dich auf jeden Fall Richtung Eppenzillfelsen und/oder Kreuzhütte. Da bist du gut aufgehoben. 🙂
Burgruine Hohenurach
Burg Hohenurach ist auf dem Hohenurachsteig Highlight und Höhepunkt zugleich. Auf etwa 700 Höhenmetern thronen die ruinösen Reste der einst so stolzen Grafen-Burg. Wie bei der einen oder anderen Berufskarriere, ist auch dieser Weg nach oben kurz, aber steil. Puh. Fällt mir auf, während die Schwitz-Rinnsale in meinen Kniekehlen und am Rücken langsam trocknen. Uff.
Die Geschichte von Burg Hohenurach ist schnell erzählt: Entstehung um 1040, anschließend verschiedene Besitzer bzw. Bewohner, Belagerung im Dreißigjährigen Krieg, ab etwa 1700 Gefängnis, 1761 aufgegeben und touristische Nutzung ab etwa 1870.
Heutzutage hängen hier Studentengruppen ab, die auf eine erlösende Kraft von Steinmenschen und Grünpflanzen warten. Hat fast was von Stonehenge, nur in klein und schwäbisch. In dem Setting fehlen mir Möchtegern-Druiden mit Holzstab und weißer Kutte. 🙂
Kiosk am Wasserfall
Was ich während der Wanderung auf dem Hohenurachsteig nicht vermisse, ist der gute alte Kuchen als Belohnung für die Spazierstrapazen. Direkt oberhalb des Bad Uracher Wasserfalls befindet sich eine Mischung aus Imbiss, Biergarten und Waldspielplatz. Die Wasserfallhütte auf der Hochwiese ist eine schöne und zeitlich optimale Location für deine Auszeit.
Die Öffnungszeiten sind im Internet gar nicht so einfach zu finden. Vor Ort sehen die Betreiber zu, dass ziemlich genau um 17 Uhr die Bude dicht macht. Morgens ist ab 11 Uhr geöffnet. Vor allem im Sommer oder Herbst, wenn du höchstwahrscheinlich diese Wanderung unternimmst, empfinde ich die „Schließzeiten“ als früh. Aber gut, du hast ja auch noch was vor dir. 🙂
Ein quasi richtiges Restaurant auf der Route ist das Maisentalstüble. Falls du deine Wanderung nicht ausgerechnet an einem Montag (Ruhetag!) angehst, hat das Stüble von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Es befindet sich direkt am Wasserfall-Wanderparkplatz. Die Preise für Essen und Trinken sind in beiden Location sehr moderat.
Bad Uracher Wasserfall
Wenn der Begriff Overtourism auch auf beschauliche Ecken der Schwäbischen Alb zutrifft, dann hier. Früher sei alles besser gewesen, behaupten Einheimische. Ob es am Bad Uracher Wasserfall früher wirklich besser ist, weiß ich nicht, aber die instagram-geilen Horden sind neu. Inzwischen stoßen zigtausende Besucher pro Jahr ins feuchte Glück.
Zur Ehrenrettung der Insta-Geier gebe ich gerne zu, dass die Uracher Wasserfälle richtig tolle Fotomotive hergeben. Vor allem im Spätsommer und Herbst präsentiert die Gegend ihr sattes Grün. Schön hier. Das macht auch Pärchen glücklich, die vor dem Wasserfall innig und verliebt posieren. Allerdings übersteht nur eines von beidem die nächsten Jahrzehnte: 1:0 für die Wasserfälle. 🙂
Falls du dich eher in die Kategorie „Sonntags-Tourist“ einordnest, dann empfehle ich dir, an der Bahnhaltestelle „Bad Urach Wasserfall“ auszusteigen bzw. zu parken. Von dort leitet dich ein flacher, etwa halbstündiger Weg zu den Wasserfällen. Für die Anfahrt von Stuttgart aus solltest du mit dem Auto etwa 45 Minuten einplanen, mit der Bahn schaffst du dieselbe Strecke in etwa einer Stunde.
Bewertung Hohenurachsteig Bad Urach
Der Hohenurachsteig gefällt mir richtig gut: von Stuttgart aus locker als Tagesausflug machbar (auch mit der Bahn) und eine schöne Natur. Wanderherz, was willst du mehr? Grundsätzlich empfehle ich, solche beliebten Wanderwege samstags zu machen – weil mir die Sneaker-Ballerina-Fraktion inzwischen ziemlich auf den Senkel (höhö!) geht. An einem Samstag besteht zumindest einigermaßen die Chance darauf, für eine Weile niemandem zu begegnen und den Wald zu genießen. Und wenn es dann noch eine Burg dazu gibt, freut sich auch mein Blog über frisches Fotofutter. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog Tipp: Ein weiterer Wandertipp ist die Wanderung rund um Geislingen an der Steige. Warum mir diese Tour etwas besser gefällt und welche Sehenswürdigkeiten auf der Strecke liegen, verrate ich dir im Blogartikel inklusive Video.
Da kann ich helfen. 1991 war da nix los an einem Freitagnachmittag am Wasserfall. War aber auch das letzte Mal, dass ich dort war. Glaube ich zumindest..
Na das ist ja schon ein paar Jährchen her. Dann wird es mal wieder Zeit. Lohnt sich (trotzdem / immer noch). LG Jan