„Wiesbaden = Spießbaden“ ist das erste, das ich über die Hessen-Hauptstadt höre. Freunde aus Mainz belächeln die andersrheinischen Nachbarn wegen ihrer Spießigkeit. Ob diese Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden mein Bild verändern?
Drei „unnütze“ Fakten zu Wiesbaden vorab:
- Wiesbaden ist Stadt der Quellen: 15 Thermal- und Mineralquellen machen die Stadt zu einem heißen Tipp. Die heißeste Quelle ist der Kochbrunnen.
- Wiesbaden ist Filmstadt: Romy Schneider gibt 1953 ihr Filmdebüt („Wenn der weiße Flieder wieder blüht“). Viele Filmproduktionsfirmen sitzen hier.
- Wiesbaden ist Krimistadt: „Der Staatsanwalt“, Kommissarin Heller und Tatort werden hier gedreht. Außerdem hat das BKA seinen Hauptsitz in Wiesbaden.
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- Wortspiele mit Sekt: Henkell
- Fahrt mit der Thermine (mit h)
- Wieviel Gold ist Putin wert?
- Opelbad: Beste Aussicht auf die Innenstadt
- Einzigartig: Nerobergbahn
- Wiesbaden in Bildern, kaum Text
- Probieren geht unter studieren
- Viel Fake, aber nicht alles
- Wiesbadener Fremdkörper: Marktkirche
- Café-Tipp: Café Maldaner
- Schlechtwetter-Tipp: Museum
- Restaurant-Tipp: Weinhaus Kögler
- Deutschlands größtes Straßenfest
- Hotel-Tipp: Sei bloß nicht verKLEMMt
- Wiesbaden ist dein Ding, wenn du…
Wiesbadens Sehenswürdigkeiten in nur zwei Minuten
Henkell Sektkellerei
Dass die Sektkellerei Henkell ihren Hauptsitz in Wiesbaden (Stadtteil Biebrich) hat, überrascht mich. Irgendwie bringt man beides nicht wirklich in Verbindung zueinander, oder? Obwohl Sekt auf meiner Lieblingsgetränk-Liste eher unten steht, mache ich eine Besichtigung bei Henkell mit (> zum Blogartikel mit feuchten Wortspielen statt Natursekt).
Stadtführerin Lena
Lena Oestereich (ja, mit oe und einem r) kommt aus dem wohlig klingenden Örtchen Schlangenbad, das rund 10 km vor den Toren Wiesbadens liegt. Sie ist Gästeführerin und erzählt dir in nur 70 Sekunden, was Wiesbaden für sie so einzigartig macht.
Immer diese T(h)ermine
Die Thermine ist eine Sightseeing-Bahn, mit der ich im normalen Touristenleben nie fahre. Nicht, weil sie nicht hübsch genug ist, sondern weil ich lieber zu Fuß unterwegs bin. Für 10 Euro/Erw. geht’s im Hop-on-Hop-off-Style von der Touri Info zur Russischen Kirche (30 min), zur Nerobergbahn (40 min) und über Nerotal, Kranzplatz und Schlossplatz wieder zurück. Zurücklehnen und Infos vom Band genießen! 🙂
Die kurioseste Sehenswürdigkeit während der Fahrt mit der Thermine ist das „Weiße Haus“. Die Villa Söhnlein-Pabst ist eine optische Kopie des Originals in Washington. Sektfabrikant Söhnlein baut um 1905 herum seiner (amerikanischen) Frau Emma diese Bude, um ihr Heimweh zu lindern. Heute gehört das Weiße Haus zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden.
Russische Kirche
Die Russische Kirche auf dem Neroberg ist zweifelsohne das Wahrzeichen und eine der top Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden. Für den entsprechenden Wiedererkennungswert sorgen fünf vergoldete „Zwiebelkuppeln“. Als Putin 2007 nach Wiesbaden kommt, pimpt die Stadt die goldenen Türme mit einer halben Million Euro. Naja.
Fotografieren verboten: Im Inneren der Russischen Kirche herrschen Zurückhaltung und Sterilität. Ein Klicken würde die Ruhe stören. Gut, dass mein Smartphone nicht klickt. 🙂 So landet Prinzessin Elisabeth, oder besser gesagt ihr weißes Marmorgrab, doch in diesem Blogartikel.
Am „Empfang“ der Russischen Kirche steht eine orthodoxe Frau um die 30. Sie trägt ein Kopftuch und – vermutlich um ihr Frausein zumindest ein wenig auszuleben – Schuhe mit Absatz. Das Klackern auf den kirchlichen Fliesen versucht sie zu verhindern, indem sie sich während des Laufens wie ein Pinguin auf Glatteis bewegt. 🙂 Kuriose Szene.
Opelbad
Das Opelbad auf dem Neroberg ist ein Freibad mit Infinity Pool und einem super Panoramablick auf Wiesbaden-City und die Umgebung. Das beheizte, 65 Meter lange Becken bringt wohlige 24 Grad Wassertemperatur aufs Thermometer. Was mir trotz der Top-Aussicht nicht so schmeckt, liest du im Blogartikel.
Nerobergbahn
Falls du einen Ausflug auf den Neroberg und/oder ins Opelbad unternimmst, dann kommst du an der Nerobergbahn nicht vorbei. Deutschlands einzige, mit Wasserlast angetriebene Seilbahn bringt dich in rund drei Minuten hoch oder runter. Wieviele Liter Wasser die Nerobergbahn pro Fahrt „verbraucht“, liest du im Blogartikel.
Bildergalerie
Wiesbaden ist auf jeden Fall sehr schnucklig und kompakt. Die Innenstadt mit ihren Parks erläufst du im locker-flockigen Rundgang zu Fuß. Das beliebteste Fleckchen Grün in Wiesbaden ist der sogenannte „Warme Damm“ (Foto Mitte rechts). Der Park verdankt seinen Namen nicht irgendwelchen warmen Brüdern, sondern dem „Warmen Weiher“, der damals eine Art Thermalwasser-Abfluss ist.
Die Instagram-taugliche Villa Clementine in der Frankfurter Straße (letztes Foto) ist vor allem durch den „Wiesbadener Prinzenraub“ bekannt. Heute steht der stylishe Bau mehr oder weniger leer. Unten ist ein Café drin, in dem regelmäßig Lesungen stattfinden.
Kochbrunnen
Auf einen Drink: Der Kochbrunnen am Kranzplatz ist zwar eine kostenlose Trinkquelle, aber für heiße Sommertage weniger geeignet. Sowohl die Wassertemperatur von 66 Grad als auch der hohe Natrium-Chlorid-Gehalt lassen nicht mehr als einen „Gag-Schluck“ zu. Prost!
Richtig schönes Motiv ist der „Monopteros-Pavillon“, der den Kochbrunnen vor Regen schützt. Sonst wird das Wasser womöglich ungenießbar. 🙂 Der Kochbrunnen ist die heißeste und tiefste Thermalquelle der Stadt: Ihr Wasser kommt aus einer Tiefe von satten 2.000 Metern. Wer hier nicht zumindest ein kleines Schlückchen nimmt, ist nicht wirklich in Wiesbaden.
Bäckerbrunnen
Im Schatten des wesentlich älteren Brudis, dem Kochbrunnen, hat es der Bäckerbrunnen in der Grabenstraße nicht leicht. Mit 49 Grad Wassertemperatur dient der Brunnen den Bäckern einst als Wasserspender, um ihr täglich Brot zu produzieren – und zu verdienen. 🙂 Tipp: Probiere auch hier das Heilwasser, denn es schmeckt ganz anders als das aus dem Kochbrunnen.
Stadtbild
In Wiesbaden ist nicht alles so, wie es scheint. Die Architektur ist an einigen Stellen fake und sieht älter aus, als sie ist. Der einzige mittelalterliche Teil Wiesbadens ist die Goldgasse und das Straßennetz an sich. Falls du also einen potentiellen Drehort für dein nächstes „Game of Thrones“ suchst, bist du hier falsch. 🙂
Das „Schiffchen“ (letztes Foto) zwischen Wagemannstraße und Grabenstraße ist eines der Ausgehviertel von Wiesbaden. Als sich der Hessische Landtag hier einst niederlässt, wird aus dem ehemaligen Rotlichtviertel ein hipper Hotspot. Zufall? 🙂 „Schiffchen“ heißt die Ecke deshalb so, weil es von oben zulaufend aussieht – wie ein Schiff.
Es ist Markt
Essen und Trinken, vorwiegend Essen, sind die Hauptdinge, um auf den Markt zu gehen, oder? Ich mag Stimmung und Gerüche auf einem Wochenmarkt – und regional-typische Lebensmittel. Auf dem Wiesbadener Wochenmarkt ziemlich bekannt, beliebt und regional sind Frauensteiner Kirschen.
Die roten Lieblinge aus dem Stadtteil Frauenstein wachsen dort in der Nähe besonders gut. Liegt vor allem am fruchtbaren Boden mit Lehm und Schiefer. Rund 50.000 Bäume liefern jeden Sommer mehr als zehn Kirschsorten. Wichtig, wie beim Besenkauf auch: Immer mit Stiel! 🙂
Von der Kirche zur Traube: Da du hier in Hessen bist, wird das Thema Wein natürlich ganz groß geschrieben. Auf dem mittwöchlichen und samstäglichen Wochenmarkt schenken dir Wiesbadener Winzer im wahrsten Sinne des Wortes einen ein. Um die Trinkerei in ein harmloses Gewand zu stecken, gibt’s regelmäßig von 10 bis 14 Uhr das Marktfrühstück mit Motto und Musik.
Apropos Musik…das Glockenspiel, das jeden Samstag um 12 Uhr von der Marktkirche schallt, spielt ein Organist live. Es läuft also nicht vom Band. Bei meiner nächsten Wiesbaden-Städtereise besuche ich ihn und spiele mit. Ich kann aber leider nur „Für Elise“ und „Flohwalzer“, Mist. 🙂
Marktkirche
Sie ist das optimale Wiesbadener Instagram-Motiv: die Marktkirche. Optisch passt sie so gar nicht ins (süddeutsche) Stadtbild. Der rote Backsteinbau gehört für mich eher nach Norddeutschland. Die Kirche ist mit ihrem rund 90 Meter hohen Westturm das höchste Gebäude aller Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden. Aus Zeitgründen gehe ich nicht rein, daher zeige ich dir leider keine Bilder von innen.
Café Maldaner
Noch eine Kuriosität: Café Maldaner ist das erste offizielle Wiener Kaffeehaus außerhalb Österreichs. Warum ausgerechnet in Wiesbaden, bleibt wohl Wiener Geheimnis. 🙂 Seit 1859 genießt du röstfrischen Kaffee aus der hauseigenen Kaffeerösterei und feinen Kuchen. Überraschender Klassiker sind Ananastörtchen, die gerne größer sein könnten. In diese ganz eigene (Kaffee-)Welt gelangst du narnia-like durch eine nostalgische Holzdrehtür.
Museum Wiesbaden
Obacht Verwechslungsgefahr: Das Museum ist nicht das Stadtmuseum. Im „Museum Wiesbaden“ genießt du auf 7.000 qm unter anderem Klassische Moderne, Alte Meister und Historische Geologie. Andy Reymann führt Gäste regelmäßig durch „sein Reich“ und liefert dir einen tipptopp Einblick. Sehenswert: das goldene „Jupiter im Oktogon“ mit rotierendem Spiegel. Top Ausflugsziel auch bei Regen, auch für Kinder!
Weinhaus Kögler
Wiesbaden ist Weinstadt, keine Frage, daher überrascht es dich vermutlich nicht, dass es in der Altstadt ein paar Weinstuben gibt. Besonders, und besonders bekannt, ist das Weinhaus Kögler. Seit 1888 ist das Wirtshaus in in der Grabenstraße 18 durchgehend ein Restaurant. Läuft. Gut. Rein.
Der prominenteste Gast ist der russische Dichter Dostojewski, der das Weinhaus Kögler sogar in seinem Roman „Der Spieler“ platziert. In puncto Essen und Trinken bleibst du auf jeden Fall glücklich. Highlights sind Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln sowie hausgemachter Spundekäs mit selbstgebackenem Winzerfladenbrot. Dazu gibt’s regionalen Winzer-Wein aus dem Rheingau. Ab ins älteste Weinhaus Wiesbadens!
Kurhaus Casino
Vom Gefühl her kennt kaum ein Wiesbadener das Kurhaus unter seinem wirklichen Namen. Ist für das Kurhaus aber halt auch doof, wenn das Casino im Inneren interessanter ist. 🙂 Falls mal kein Event stattfindet, hast du freien Blick auf die 21 Meter hohe Kuppel und eventuell in die zwölf Prunksäle. Kulinarisch „spießerst“ du im Restaurant Lambertus des berühmten Münchner „Feinkost Käfer“. Tipp: etwas mehr Kleingeld mitnehmen!
Wilhelmstraßenfest
Die nächste Überraschung: Deutschlands größtes und ältestes Straßenfest geht in Wiesbaden über die Bühne. Mehr als 200.000 Besucher schieben sich am zweiten Juni-Wochenende an rund 250 Ständen und Buden vorbei. Eintritt ist frei! Miriam mitorganisiert das Wilhelmstraßenfest und arbeitet quasi das ganze Jahr über daran, dass genug Bier, Brezeln und Bands da sind. 🙂
Hotel Klemm
Als ich mein Zimmer im Hotel Klemm in der Kapellenstraße betrete, fühle ich mich wie im Reptilienhaus eines Zoos. Die Wände und das Bett sind im – offensichtlich wieder topmodernen und hippen – Schlangen-Look gehalten. Hoffentlich häute (!) ich mich heute (!!) Nacht nicht.
Am nächsten Morgen ist noch alles an mir dran. Puh. Pluspunkt und absolutes USP des Hotels: das Frühstücksbuffet mit leckeren und mega pfiffigen Bio-Sachen. Darüber würde sich auch eine Schlange freuen und reinschlingen. Sorry für diesen Gag. 🙂 Preise: Doppelzimmer pro Nacht inkl. Frühstück ab etwa 110 Euro.
Bewertung Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden
Ich bin dir noch die rhetorische Frage vom Anfang dieses Blogartikels schuldig. Während meiner Wiesbaden-Städtereise habe ich nicht das Gefühl, dass die Hessenstadt besonders spießig ist. Ich empfinde „Spießbaden“ und die Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden als perfekt für ein komplettes Wochenende. Ich habe keinen Stadtplan, wie Wiesbaden ohne Sommer und Straßenfest ist, aber ich finde es heraus. Bis dahin kannst du guten Gewissens „alles auf eine Karte setzen“ und einen Städtetrip zu den Spießern „riskieren“. 🙂
Dein Deutschland Reiseblog #1 Tipp: Auch wenn die Wiesbadener das hier wahrscheinlich nicht gerne lesen, so sind auch die Mainzer Nachbarn immer einen Besuch wert. Mit diesen Sehenswürdigkeiten in Mainz machst du auch als Spießbadener nichts falsch.
Dein Reiseblog über Deutschland ist bei diesem Reiseziel und diesen Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden unterstützt von Wiesbaden Tourismus, die mir die Ausflugsziele und Reisetipps auf dieser Liste organisieren und/oder kostenlos ermöglichen. Ist dennoch meine persönliche Meinung.
Ich habe früher in Wiesbaden gearbeitet und bin noch heute regelmäßig dort zu Konzerten im Alten Schlachthof (tolle Location mit mega Akustik) und kann dir voll und ganz beipflichten, dass Wiesbaden alles andere als spießig ist.
LG Eli
Hi Eli, ja ist auf jeden Fall eine sehr schöne Stadt – auch wenn ich es „nur“ aus touristischen Gesichtspunkten beurteilen kann. VG Jan
Noch ein paar mehr Sehenswürdigkeiten gibt es im Buch „Glücksorte in Wiesbaden“ – überall im Buchhandel erhältlich
(URL entfernt / Jan)