Warum denke ich beim Anblick der Folterkammer der Lochgefängnisse Nürnberg an die Arbeit? Vor allem an meinen Chef und meine Kollegen? Hm, sollte ich beim nächsten Termin mit meiner psychologischen Betreuung wohl etwas genauer beleuchten.
Ein Tipp vorab: Bevor du – so wie ich – daran vorbeiläufst und die Lochgefängnisse Nürnberg verpasst, merk dir besser, wie der Eingang aussieht. 🙂 Ist nämlich derselbe Eingang wie der zum Alten Rathaus in der Nähe des Nürnberger Hauptmarktes.
Ich laufe ungefähr viermal daran vorbei, bis ich endlich den Eingang auch als Eingang erkenne. Die Lochgefängnisse Nürnberg, die offiziell „Mittelalterliche Lochgefängnisse“ heißen, sind grundsätzlich nur im Rahmen einer Führung zu besuchen.
Ab nach unten
Die Führung dauert rund 20 Minuten und findet regelmäßig den ganzen Tag über regelmäßig statt. Da sich die Lochgefängnisse Nürnberg in den Kellergewölben des Alten Rathauses befinden, solltest du an passende Kleidung denken. Selbst im Sommer herrschen hier unten niedrige Temperaturen.
Für Kinder unter 10 Jahre sind die Lochgefängnisse Nürnberg weniger geeignet, da die eine oder andere Story recht spooky ist. Schließlich findest du hier eine fast unverändert erhaltene Anlage eines großen mittelalterlichen Untersuchungsgefängnisses.
Folt, Folter, am Foltersten
Insgesamt sitzt du in etwa 12 bis 15 Gefängniszellen ein, die seit dem 14. Jahrhundert sowohl als Verwahrungsstätte als auch als Vollstreckungsort dienen. Die Haftbedingungen sind in Sachen Komfort nicht ganz mit der heimischen Couch vergleichbar: Häftlinge sind in zwei bis vier Quadratmeter großen Zellen reingequetscht, teilweise in kompletter Dunkelheit.
In einer der Zellen ist das Licht vollständig aus, um das Gefühl eines Insassen nachempfinden zu können. Nicht gerade angenehm kann ich dir sagen. Die Ausstattung der Zellen macht die Sache auch nicht unbedingt besser. Starre Holzverkleidung, harte Pritschen, und ein Eimer für das eine oder andere Geschäft. zwischendurch Mehr ist nicht drin. Achso doch, in den Zellen gibt es auch ein Brett, das – wenn du es auf den Eimer legst – als Tisch fungiert. Mahlzeit.
Roter Hahn, schwarze Katze
Bestimmte Zellen sind für bestimmte Insassen „reserviert“: In denen mit dem „roten Hahn“ sitzen Brandstifter, in denen mit der „schwarzen Katze“ Verräter. Die Versorgung der Gefangenen organisiert der sogenannte Lochwirt, der die etwas besser betuchten Gefangenen natürlich auch entsprechend besser versorgt. Korruption 1.0 quasi.
Die Folterkammer der Lochgefängnisse Nürnberg wird einst Kapelle genannt, was in diesem Fall sicherlich wenig mit Barmherzigkeit und Erbarmen zu tun hat. Die Art und Härte der Foltermethode wird vom Stadtgericht festgelegt, das dem Folterer durch ein Loch in der Kapellendecke ständig „bei der Arbeit“ zuhört.
Mittelalthai
Klassiker im Foltersortiment sind u. a. Daumenschrauben und Streckleitern. Die Streckleiter sorgt immerhin für eine zusätzliche Körperlänge von bis zu 10 Zentimeter. Heutzutage zahlen Menschen für eine schmerzende Thai-Massage eine ordentliche Stange Geld, hier unten ist es damals kostenlos.
In den Zellen selbst gibt es aber auch das eine oder andere Folter-Highlight: In einer von ihnen findest du eine Bank mit drei Plätzen, die sogenannte Stockbank. Auf denen sind die Gefangenen fixiert – und zwar so, wie wenn du dich auf den Boden setzt, mit deinen Händen deine Füße berührst und tagelang so bleiben musst. Autsch!
Das geht natürlich ein wenig auf Kosten der Beweglichkeit: daher stammt der Begriff „stocksteif“. Und es kommt noch schlimmer. Zumindest für denjenigen, der auf der Stockbank in der Mitte sitzt. Für die nötige Notdurft zwischendurch gibt es nämlich nur einen Abfluss. Und nun rate mal, wo der sich befindet.
Preise Lochgefängnisse Nürnberg
Die Eintrittspreise für die Lochgefängnisse Nürnberg sind super fair. Für Erwachsene kostet der Abstieg in die Katakomben des Rathauses 3,50 Euro, mit dem sogenannten Nürnberg Pass nur 1,50 Euro und für Ermäßigte (Schüler, Studenten, FSJler etc.) ebenso nur 1,50 Euro.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist hier mehr als nur gut. Und weil die Lochgefängnisse Nürnberg ziemlich günstig sind, lohnt es sich auch, diese Sehenswürdigkeit nur „im Vorbeigehen“ mitzunehmen. Geöffnet ist der „Spaß“ täglich von 10 bis 16.30 Uhr, in der Wintersaison teilweise nur unter der Woche.
Fazit Lochgefängnisse Nürnberg
Absolut genial. Ich erwarte wenig, als ich die Lochgefängnisse besuche und bekomme dafür umso mehr. Ein Besuch hier ist unterhaltsam, kurzweilig und informativ. Und das zum kleinen Preis. Diese Sehenswürdigkeit in Nürnberg solltest du auch on-the-go mitnehmen, was keineswegs negativ gemeint ist. Du musst nicht viel Zeit dafür einplanen, die Lage (zwischen Hauptmarkt und Kaiserburg) ist optimal und du erlebst was mit Erinnerungswert. Und es liefert dir die eine oder andere Story für den heimischen Stammtisch-Abend. Deinen Arbeitskollegen solltest du davon aber lieber nicht erzählen, sonst kommt womöglich raus, dass du eine Folterkammer mit deinem/r Chef/in in Verbindung bringst. 🙂
Mein Tipp: Schau dir unbedingt auch diesen Blogartikel an, welche Hotspots in Nürnberg dir noch gefallen.
Dieser Artikel von deinem Lieblings-Reiseblog über Deutschland ist unterstützt durch Nürnberg Tourismus, die mir dieses Reiseziel kostenlos ermöglichen. Dieser Artikel stellt dennoch meine persönliche Meinung dar!
Supercool! Ich werde nächste Woche meine Kommilitonen durch die Keller führen und freue mich schon darauf; vielleicht mehr, als man sich bei einer Führung durch ein mittelalterliches Untersuchungsgefängnis freuen sollte. Aber ich glaube, als Geschichtsstudent ist das erlaubt! 😉
Jedenfalls vielen Dank für den Abriss – eine gute Einführung bevor ich mich in das Thema vertiefe.
Viel Spaß wünsche ich euch! 🙂
LG,
Jan