Ausgehöhlte Menschenschädel, fies geschnitzte Holzfratzen und perfide Penispraktiken klingen erstmal nach Freakshow. Dabei erzählen sie im Papua Museum Gelnhausen echte Reisegeschichten eines echten Weltenbummlers.
Der eine auf dem Bild oben ist rekordverdächtig oft in Deutschland unterwegs, der andere ist Rekordhalter beim Erklimmen der 4.884 Meter hohen Carstenz-Pyramide in Papua. Du weißt vermutlich, wer wer ist. 🙂 Gleich mehr zur „Pyramide“.
Werner, wie er leibt und lebt
Werner Weiglein entwickelt sich an diesem Nachmittag zu einem meiner interessantesten Gesprächspartner ever. Werners privates Papua Museum in seiner hessischen Heimatstadt Gelnhausen ist längst ein „Denkmal“ – mit teils einzigartigen Originalstücken. Schon der Eingang ist beeindruckend. Fast wie in den meisten Wenig-Sterne-Hotels empfängt mich ein schrecklicher Holzkopf, der mich regungslos anstarrt. 🙂
Zurück zum Rekord: „Schon 31 Mal war ich auf der Carstenz-Pyramide, und es werden sicherlich noch ein paar Aufstiege dazukommen“, so Werner und deutet auf die Landkarte. „Der Berg ist der weltweit höchste auf einer Insel, und er gehört zu den berühmten Seven Summits“. Dort, in West Papua, kennt sich Werner besonders gut aus: Mehr als 300 Reisen unternimmt er seit den 70ern in die Region. Und wer häufig verreist, bringt auch viele „Souvenirs“ mit.
Alles echt!
Alle Exponate aus dem Papua Museum schafft Werner eigenhändig nach Deutschland. „Manchmal war ziemlich viel Überzeugungsarbeit nötig, dass mir die Einheimischen ihre persönlichen Dinge überlassen.“ Zu diesen Dingen gehören Kuriositäten wie muckelige Mützen aus Menschenhaar, dicke Ahnenschädel, krasse Kopfjagd-Trophäen, große Penisrohre und traditionelle Masken.
Auch die Werkzeuge, die du im Papua Museum siehst, werden irgendwann von irgendwem benutzt. Sie sind also lebendige Exponate und keine leblosen Ausstellungsstücke. Von der Funktion her ist fast alles mit dabei: hacken, spalten, glätten, schleifen und natürlich töten und zerkleinern.
Was ist Sago?
Gar nicht sooo klein sind die Imitate der sogenannten Sagolarve. Sago bedeutet auf papuanisch „Brot“ und ist für Indigo-Völker wie Asmat oder Korowai ein wichtiges Nahrungsmittel. Sie gewinnen aus den Sagopalmen ein Mehl, das dank seines hohen Stärkeanteils wichtiger Energielieferant ist. Das gilt auch für die Larven – natürliches Nahrungsmittelergänzung quasi. 🙂
Gilt übrigens auch für Werner während seiner Expeditionen: „Wenn ich mit einer Gruppe zwei bis drei Wochen durch den Dschungel ziehe und im Zelt schlafe, dann ernähren wir uns in der Zeit von Sagolarven, klaro.“ Klaro.
Ingesamt befinden sich im Gelnhausener Papua Museum rund 800 Exponate. Aufgrund einiger besonderer Figuren ist die Ausstellung erst ab 18 Jahren zugänglich. Es wird also leider nichts mit einem papuanischen Kindergeburtstag. Besuche sind ohnehin nur auf Anfrage möglich, spontan vorbeikommen ist nicht drin. Dieser „Aufwand“ lohnt sich aber definitiv.
Bewertung Papua Museum Gelnhausen
Werner steht in meinen Augen für echte Leidenschaft – und einen richtigen Riecher. Durch sein Reisefieber in den 70ern entstehen das Baliem Valley Resort, das Sohn Marc in Papas Abwesenheit führt, und eben die Privatsammlung im Papua Museum. Da Kultur, Einwohner und Landschaft in Papua noch weitgehend unerforscht sind, sind Werners „Souvenirs“ wichtige Forschungsgegenstände. Solltest du in der Gegend um Gelnhausen sein, versuche an eine Besichtigung zu kommen. Jedes einzelne Ausstellungsstück erzählt eine einzigartige Geschichte. Hör hin! 🙂
Mindestens ebenso historisch aufgeladen ist die – von Gelnhausen 15 km entfernte – Burg Ronneburg mit ihrer tollen Flugshow. Falkner Walter weiß alles über seine Greifvögel. Weniger Krallen, dafür mehr Hufe, erlebst du bei einer Alpaka-Wanderung im 12 km entfernten Rodenbach – mit Sabrina und Mathias von Kunznickel Alpakas. Warum die flauschigen Wesen dein Spiegel sind und welches mein Lieblings-Selfie 2018 ist, erfährst du hier.
Dein Lieblings-Reiseblog für Deutschland ist bei diesem Reiseziel unterstützt von Spessart Tourismus. Ist dennoch meine persönliche Meinung.
Falls du mal Lust auf noch mehr Papua außerhalb Deutschlands hast, dann hast du noch andere Museen zur Auswahl: Papua Museum Barat, Papua Museum di Jerman, Papua Museum Jayapura und „Papua New Guinea“ im Metropolitan Museum of Art in New York.
4 thoughts on “Papua Museum Gelnhausen”